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Der Bär, der nicht da war


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Der Bär, der nicht da war Was für ein grandioses Hörbuch! Ich muss schon tief in meinen Erinnerungen kramen, dass bzw. ob überhaupt es ein Hörbuch gab, bei dem ich während des Hörens der CD auf Pause gedrückt habe, um das gerade Gehörte nachschmecken zu können. Die vorliegende CD ist jedenfalls eine solche. Der Einstieg ist denkbar skurril: ein Juckreiz schuppert sich und wird größer. Und aus ihm entsteht ein Bär. Der Bär wundert sich zunächst mal, er war ja bis eben gar nicht da. Er hat aber eine Tasche bei sich, in der er einen Zettel findet, auf dem eine höchst tiefgründige Frage formuliert ist, der er fortan nachgehen wird: „Bist du ich?“ Aber wie soll man diese Frage beantworten? Immerhin hat der Bär ein paar Hilfestellungen. Er muss herausfinden, ob er ein netter Bär ist, ein glücklicher Bär und schließlich ob er ein hübscher Bär ist. Er macht sich auf die Suche und vor seinen Augen wächst plötzlich ein Wald. Der ist aber auch noch da, wenn er die Augen wieder zumacht oder hindurchblinzelt. Also hinein. Im Wald trifft er merkwürdige Tiere: das Bequeme Bergrind und den Saumseligen Salamander. Mit ihnen findet er heraus, dass sie nicht nur alte Freunde sind, sondern dass er auch noch ein sehr netter Bär ist. Erste Hürde geschafft! Bei seiner weiteren Wanderung durch den Wald begegnet er sodann dem vorletzten Vorzeigepinguin – eine genial-schräge Tierbezeichnung. Der ist aber ganz ruhig und den Bären irritiert das. Die Erklärung: der Pinguin denkt nach! Über was? Über alles! Das heißt aber auch, dass der Bär nicht mitdenken darf. Denn nichts denken darf er auch nicht. Denn das hat der Pinguin auch schon mitgedacht. Vertrackt! Da macht sich der Bär eben daran, die Blumen zu zählen. Aber auch dieses Ergebnis passt dem Pinguin nicht. Denn der Bär zählt schöne Blumen. Nicht die Anzahl. Dass der Pinguin darüber zetert, tangiert den Bären aber nicht mehr. Denn die Blumen haben ihn glücklich gemacht und auch, dass man sie „schön“ zählen kann. Was für ein beneidenswerter Bär. Zuletzt gelangt er zum Kompass-Baum. Von da aus geht es in acht Richtungen: Norden, Süden, Osten, Westen, Falsch, Richtig, Mittagessen und Frühstück. Der Bär tendiert in Richtung Frühstück, da kommt das Träge-Schildkröten-Taxi um die Ecke und will wissen, ob hier jemand ein Taxi bestellt hat. Nach einer kleinen Diskussion nimmt der Bär das Taxi nach geradeaus. Aber es geht nicht nur sehr langsam, sie verirren sich auch noch auf dem Weg. Aber das macht keinem der beiden etwas aus, das gehört dazu. Auch das: einfach großartig. Zuletzt findet der Bär ein kleines, wunderbar auf seine Bedürfnisse eingerichtetes Haus. Und darin auch die Lösung der Ausgangsfrage „Bist du ich?“. Normalerweise empfinde ich eingesprochene Kinderbücher eher als ein bloßes Derivat des Hauptprodukts. Diesmal ist das aber anders. Die Erzählweise und vor allem das Erzähltempo ist geradezu perfekt, um die nur scheinbar einfachen, aber eigentlich hochkomplexen Stationen des Bären überhaupt erfassen und verarbeiten zu können. Schon zu Beginn, als es heißt: „Es war Viertel nach Es war einmal“ ist so ein oben genannten Moment des Innehaltens angesagt: Was für eine geniale Formulierung für eine Zeitangabe. Und auch später, als der Bär das Zählen für sich modifiziert, wenn er sich auf dem Geradeausweg verirrt, weil das eben dazugehört, das alles sind solche beeindruckend tiefsinnigen Aspekte, dass man darüber geradezu nachdenken muss! Das einzige Manko, das ich bei diesem Buch sehe, ist dass es mit all den ihm innewohnenden Fragestellungen und Denkanstößen fast schon ein Kinderbuch für Erwachsene ist. Bezeichnend ist nämlich, dass weder auf der Verlagshomepage noch z.B. bei Amazon eine Altersempfehlung erkennbar ist. Die rein erzählte Geschichte dürfte sicherlich für Kinder ab 5-6 Jahren geeignet sein, aber für die weiterführenden Gedanken braucht es doch ein gewisses Grundverständnis, das ich frühestens Achtjährigen zutrauen möchte. Und ob die eine Tier-Geschichte wie diese noch schätzen, ist in Zeiten oberflächlicher Kinderunterhaltung à la Star Wars nicht ganz sicher. Dennoch: dieses Buch bekommt von meiner Seite aus eine ganz dringende Lese-, noch mehr eine Hörempfehlung. Es ist großartig und ich hoffe, dass es sich viele Eltern gemeinsam mit ihren Kindern anhören, um sie möglicherweise zu ihren ersten kleinen philosophischen Fragestellungen hinzuführen.

Was für ein grandioses Hörbuch! Ich muss schon tief in meinen Erinnerungen kramen, dass bzw. ob überhaupt es ein Hörbuch gab, bei dem ich während des Hörens der CD auf Pause gedrückt habe, um das gerade Gehörte nachschmecken zu können. Die vorliegende CD ist jedenfalls eine solche.

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Der Einstieg ist denkbar skurril: ein Juckreiz schuppert sich und wird größer. Und aus ihm entsteht ein Bär. Der Bär wundert sich zunächst mal, er war ja bis eben gar nicht da. Er hat aber eine Tasche bei sich, in der er einen Zettel findet, auf dem eine höchst tiefgründige Frage formuliert ist, der er fortan nachgehen wird: „Bist du ich?“ Aber wie soll man diese Frage beantworten? Immerhin hat der Bär ein paar Hilfestellungen. Er muss herausfinden, ob er ein netter Bär ist, ein glücklicher Bär und schließlich ob er ein hübscher Bär ist. Er macht sich auf die Suche und vor seinen Augen wächst plötzlich ein Wald. Der ist aber auch noch da, wenn er die Augen wieder zumacht oder hindurchblinzelt. Also hinein. Im Wald trifft er merkwürdige Tiere: das Bequeme Bergrind und den Saumseligen Salamander. Mit ihnen findet er heraus, dass sie nicht nur alte Freunde sind, sondern dass er auch noch ein sehr netter Bär ist. Erste Hürde geschafft!

Bei seiner weiteren Wanderung durch den Wald begegnet er sodann dem vorletzten Vorzeigepinguin – eine genial-schräge Tierbezeichnung. Der ist aber ganz ruhig und den Bären irritiert das. Die Erklärung: der Pinguin denkt nach! Über was? Über alles! Das heißt aber auch, dass der Bär nicht mitdenken darf. Denn nichts denken darf er auch nicht. Denn das hat der Pinguin auch schon mitgedacht. Vertrackt! Da macht sich der Bär eben daran, die Blumen zu zählen. Aber auch dieses Ergebnis passt dem Pinguin nicht. Denn der Bär zählt schöne Blumen. Nicht die Anzahl. Dass der Pinguin darüber zetert, tangiert den Bären aber nicht mehr. Denn die Blumen haben ihn glücklich gemacht und auch, dass man sie „schön“ zählen kann. Was für ein beneidenswerter Bär.

Zuletzt gelangt er zum Kompass-Baum. Von da aus geht es in acht Richtungen: Norden, Süden, Osten, Westen, Falsch, Richtig, Mittagessen und Frühstück. Der Bär tendiert in Richtung Frühstück, da kommt das Träge-Schildkröten-Taxi um die Ecke und will wissen, ob hier jemand ein Taxi bestellt hat. Nach einer kleinen Diskussion nimmt der Bär das Taxi nach geradeaus. Aber es geht nicht nur sehr langsam, sie verirren sich auch noch auf dem Weg. Aber das macht keinem der beiden etwas aus, das gehört dazu. Auch das: einfach großartig.

Zuletzt findet der Bär ein kleines, wunderbar auf seine Bedürfnisse eingerichtetes Haus. Und darin auch die Lösung der Ausgangsfrage „Bist du ich?“.

Normalerweise empfinde ich eingesprochene Kinderbücher eher als ein bloßes Derivat des Hauptprodukts. Diesmal ist das aber anders. Die Erzählweise und vor allem das Erzähltempo ist geradezu perfekt, um die nur scheinbar einfachen, aber eigentlich hochkomplexen Stationen des Bären überhaupt erfassen und verarbeiten zu können. Schon zu Beginn, als es heißt: „Es war Viertel nach Es war einmal“ ist so ein oben genannten Moment des Innehaltens angesagt: Was für eine geniale Formulierung für eine Zeitangabe. Und auch später, als der Bär das Zählen für sich modifiziert, wenn er sich auf dem Geradeausweg verirrt, weil das eben dazugehört, das alles sind solche beeindruckend tiefsinnigen Aspekte, dass man darüber geradezu nachdenken muss!

Das einzige Manko, das ich bei diesem Buch sehe, ist dass es mit all den ihm innewohnenden Fragestellungen und Denkanstößen fast schon ein Kinderbuch für Erwachsene ist. Bezeichnend ist nämlich, dass weder auf der Verlagshomepage noch z.B. bei Amazon eine Altersempfehlung erkennbar ist. Die rein erzählte Geschichte dürfte sicherlich für Kinder ab 5-6 Jahren geeignet sein, aber für die weiterführenden Gedanken braucht es doch ein gewisses Grundverständnis, das ich frühestens Achtjährigen zutrauen möchte. Und ob die eine Tier-Geschichte wie diese noch schätzen, ist in Zeiten oberflächlicher Kinderunterhaltung à la Star Wars nicht ganz sicher.

Dennoch: dieses Buch bekommt von meiner Seite aus eine ganz dringende Lese-, noch mehr eine Hörempfehlung. Es ist großartig und ich hoffe, dass es sich viele Eltern gemeinsam mit ihren Kindern anhören, um sie möglicherweise zu ihren ersten kleinen philosophischen Fragestellungen hinzuführen.

geschrieben am 16.10.2015 | 685 Wörter | 3657 Zeichen

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