Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Kriegslicht


Statistiken
  • 1622 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Kriegslicht Dieser Roman hat mehrere Gesichter, teilweise wechseln sie sich ab wie Facetten, teilweise gehen sie ineinander über. Und es ist faszinierend, wie elegant die Erzählung dahinströmt, selbst in Momenten, in denen die Erkenntnis des Augenblicks dem jungen Protagonisten eigentlich den Boden unter den Füßen wegziehen müsste. Nathaniel ist dieser junge Mann, der als Kind bzw. Jugendlicher den zweiten Weltkrieg in England miterleben muss, ihm aber als junger Erwachsener mit der offenbar notwendigen zeitlichen und emotionalen Distanz durch Recherchen noch einmal nachspürt. Denn er muss feststellen, dass die Frau, die seine Mutter war, für ihn zeitlebens undurchschaubar war und dies auch kriegsbedingte Gründe hatte. Rose Williams, Tochter eines Admirals, lebt im beschaulichen Suffolk und wird dort, wie man erst sehr spät erfährt, für den britischen Geheimdienst bzw. das Militär angeworben. Sie wird Funkerin, aber leistet ihren Dienst für das Königreich nicht nur im Krieg, sondern auch danach, als in Nachkriegsscharmützeln Partisanenkämpfer auf dem europäischen Festland ihre Racheschlachten schlagen. Ihre Kinder, Nathaniel und Rachel, lässt sie in der Obhut von Freunden zurück, der Vater entzieht sich irgendwie nach Asien, sodass die Geschwister quasi auf sich allein gestellt groß werden und ihren ganz eigenen Wertekosmos entwickeln. Als es zu einem Anschlagsversuch auf die Kinder kommt, der aus Rache für die Tätigkeit der Mutter ausgeführt werden sollte, beschließt Rose, ihrer Karriere ein Ende zu machen und zurück mit Nathaniel aufs Land zu ziehen. Rachel hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits verloren und auch Nathaniel bleibt ihr nach all der Zeit fremd und schafft es bis zuletzt nicht, ihr wirklich nahe zu kommen. Erst durch seine eigenen Recherchen, nachdem er selbst vom Staat angeworben wurde, kommt er seiner Mutter, ihren Tätigkeiten und Geheimnissen nahe. Die eingangs benannten Facetten sorgen bei der Lektüre immer wieder für Überraschungen. Denn der mitunter lakonische Erzählton steht bisweilen im krassen Kontrast zu den tatsächlichen Ereignissen, lässt aber das emotional furchtbare Erleben der Kinder erträglich erscheinen. Man erfreut sich daran, wie Nathaniel erwachsen wird und seine eigenen Erfahrungen sammelt, wie er unerwartet loyale Helfer an seiner Seite hat und ein Leben kennen lernt, das er mit dem Standardschulbesuch nie hätte erfahren dürfen. Andererseits ist seine immerwährende Suche nach der eigenen Identität und seine Flucht vor bestimmten Lebensabschnitten etwas, das er mit seiner Mutter ungewollt gemein hat. Dass man – auch wieder erst am Ende – erfahren muss, wie er durch sein Verhalten und sein Verschwinden ungewollt das Leben anderer, ihm nahestehender Personen verändert hat, ist beeindruckend. Aber auch die sukzessiven Recherchen über seine Mutter sind, auch wenn das Buch im Mittelteil durchaus Längen hat, intensiv, gerade was die Diskrepanz zwischen der beschriebenen zierlichen Person und der Sprengkraft ihrer mörderischen Tätigkeit angeht. Neben der verflochtenen Handlung, die gegen Ende immer mehr Aufdeckung, aber nicht unbedingt Versöhnung hervorbringt, ist die Sprache des Romans ein Genuss. Immer wieder blitzen Formulierungen auf, die man minutenlang im Kopf nachhallen lassen kann - und das obwohl ja „nur“ eine Übersetzung eines englischen Originaltextes vorliegt. Insoweit: eine brillante Leistung des Übersetzers. Wenn man im Nachwort dann erfährt, mit wie vielen Gesprächspartnern und Quellen sich der Autor befasst hat, um die Authentizität des Werks so groß werden zu lassen, darf man mit Fug und Recht beeindruckt sein. Denn die so kreierte Realitätsnähe von Fiktion, das Möglichmachen des Eintauchens des Lesers in eine als denkbar beschriebene Zeit und Gegend, ist bei gleichzeitiger Verwebung mit einer belastbaren und nachhaltig interessanten Geschichte einfach große Kunst.

Dieser Roman hat mehrere Gesichter, teilweise wechseln sie sich ab wie Facetten, teilweise gehen sie ineinander über. Und es ist faszinierend, wie elegant die Erzählung dahinströmt, selbst in Momenten, in denen die Erkenntnis des Augenblicks dem jungen Protagonisten eigentlich den Boden unter den Füßen wegziehen müsste. Nathaniel ist dieser junge Mann, der als Kind bzw. Jugendlicher den zweiten Weltkrieg in England miterleben muss, ihm aber als junger Erwachsener mit der offenbar notwendigen zeitlichen und emotionalen Distanz durch Recherchen noch einmal nachspürt. Denn er muss feststellen, dass die Frau, die seine Mutter war, für ihn zeitlebens undurchschaubar war und dies auch kriegsbedingte Gründe hatte. Rose Williams, Tochter eines Admirals, lebt im beschaulichen Suffolk und wird dort, wie man erst sehr spät erfährt, für den britischen Geheimdienst bzw. das Militär angeworben. Sie wird Funkerin, aber leistet ihren Dienst für das Königreich nicht nur im Krieg, sondern auch danach, als in Nachkriegsscharmützeln Partisanenkämpfer auf dem europäischen Festland ihre Racheschlachten schlagen. Ihre Kinder, Nathaniel und Rachel, lässt sie in der Obhut von Freunden zurück, der Vater entzieht sich irgendwie nach Asien, sodass die Geschwister quasi auf sich allein gestellt groß werden und ihren ganz eigenen Wertekosmos entwickeln. Als es zu einem Anschlagsversuch auf die Kinder kommt, der aus Rache für die Tätigkeit der Mutter ausgeführt werden sollte, beschließt Rose, ihrer Karriere ein Ende zu machen und zurück mit Nathaniel aufs Land zu ziehen. Rachel hat sie zu diesem Zeitpunkt bereits verloren und auch Nathaniel bleibt ihr nach all der Zeit fremd und schafft es bis zuletzt nicht, ihr wirklich nahe zu kommen. Erst durch seine eigenen Recherchen, nachdem er selbst vom Staat angeworben wurde, kommt er seiner Mutter, ihren Tätigkeiten und Geheimnissen nahe.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Die eingangs benannten Facetten sorgen bei der Lektüre immer wieder für Überraschungen. Denn der mitunter lakonische Erzählton steht bisweilen im krassen Kontrast zu den tatsächlichen Ereignissen, lässt aber das emotional furchtbare Erleben der Kinder erträglich erscheinen. Man erfreut sich daran, wie Nathaniel erwachsen wird und seine eigenen Erfahrungen sammelt, wie er unerwartet loyale Helfer an seiner Seite hat und ein Leben kennen lernt, das er mit dem Standardschulbesuch nie hätte erfahren dürfen. Andererseits ist seine immerwährende Suche nach der eigenen Identität und seine Flucht vor bestimmten Lebensabschnitten etwas, das er mit seiner Mutter ungewollt gemein hat. Dass man – auch wieder erst am Ende – erfahren muss, wie er durch sein Verhalten und sein Verschwinden ungewollt das Leben anderer, ihm nahestehender Personen verändert hat, ist beeindruckend. Aber auch die sukzessiven Recherchen über seine Mutter sind, auch wenn das Buch im Mittelteil durchaus Längen hat, intensiv, gerade was die Diskrepanz zwischen der beschriebenen zierlichen Person und der Sprengkraft ihrer mörderischen Tätigkeit angeht.

Neben der verflochtenen Handlung, die gegen Ende immer mehr Aufdeckung, aber nicht unbedingt Versöhnung hervorbringt, ist die Sprache des Romans ein Genuss. Immer wieder blitzen Formulierungen auf, die man minutenlang im Kopf nachhallen lassen kann - und das obwohl ja „nur“ eine Übersetzung eines englischen Originaltextes vorliegt. Insoweit: eine brillante Leistung des Übersetzers.

Wenn man im Nachwort dann erfährt, mit wie vielen Gesprächspartnern und Quellen sich der Autor befasst hat, um die Authentizität des Werks so groß werden zu lassen, darf man mit Fug und Recht beeindruckt sein. Denn die so kreierte Realitätsnähe von Fiktion, das Möglichmachen des Eintauchens des Lesers in eine als denkbar beschriebene Zeit und Gegend, ist bei gleichzeitiger Verwebung mit einer belastbaren und nachhaltig interessanten Geschichte einfach große Kunst.

geschrieben am 24.03.2019 | 562 Wörter | 3304 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen