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Interviews

Über Arbeit, Magie und Persönliches – Ein Interview mit Oliver Fehn


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Oliver Lippert: Hallo Oliver! Ich hatte schon einmal das Vergnügen, Dich zu interviewen. Seitdem hat sich in Sachen Projekte und Veröffentlichungen bei Dir einiges getan. Kannst Du uns darüber was erzählen?

Oliver Fehn: Als du mich das letzte Mal interviewtest, hatte ich gerade „Sakrischleck“ veröffentlicht, das übrigens gut lief, solange der „Da Vinci Code“ in den Kinos war. Danach sank die Nachfrage. Was sich verkauft, richtet sich nicht nach persönlichen Geschmäckern, sondern nach dem Lärm, den die allgemeine Werbetrommel macht. Als letztes habe ich den Roman „Verfluchter Sommer“ veröffentlicht, was mir sehr wichtig war, weil es gewissermaßen das „Buch meines Lebens“ ist. Es ist – neben einer Short Story mit dem Titel „Keith und Bernadette“ – so ziemlich das einzige Stück Literatur, das ich in meinen „wilden Jahren“ geschrieben habe. Die Geschichte enthält eine Menge Persönliches. Aber das Manuskript musste erst mal ein Jahrzehnt in der Schublade schlummern, ehe ich es ausbuddelte und überarbeitete.

Oliver Lippert: Du warst dieses Jahr auch auf der Buchmesse in Frankfurt, wie fast jedes Jahr. Gab es aus Deiner Sicht gravierende Unterschiede zum letzten Jahr oder allgemein den vergangenen Besuchen? Wenn ja, welche waren diese?

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Oliver Fehn: Ehrlich gesagt – ich hasse die Buchmesse. Man fährt hin, weil man bestimmte Leute treffen und Projekte besprechen will. Der Rest ist Stress und Abzocke. Für fünf Euro kriegst du ein belegtes Brötchen aus Roggenpampe und alter Wurst. Die Hotel- und Taxipreise sind Wucher. Die Messe wirkt auf mich überhaupt nicht beeindruckend. Eins der wenigen Highlights war am Abend ein Treffen von CoS-Mitgliedern und Satanisten in einem Frankfurter Restaurant.

Oliver Lippert: Du hast nun mit "Verfluchter Sommer" deinen zweiten Roman abgeliefert. Kannst Du unserer Leserschaft kurz erläutern, wie dieses Buch zustande kam und ob auch eigene Erfahrungen mit eingeflossen sind?

Oliver Fehn: Gewisse Charaktere in meinem Roman sind Personen nachempfunden, die ich tatsächlich kannte. Der Zigeunerjunge Karlchen zum Beispiel ist ein Abbild meines früheren Kumpels Angelo. Er war ein schillernder Typ, voll verrückter Ideen und Geheimnisse, und ich fand es mehr als angebracht, ihm ein Denkmal zu setzen. Karlchens Stiefschwester Tanita wiederum trägt Züge meiner Freundin Tanja. Das Leben hat uns getrennt – aber hier, im Roman, findet sich meine Reminiszenz. Es gibt kein Werk, das so viel von mir selbst enthält wie „Verfluchter Sommer“.

Oliver Lippert: Spiegeln Deine Romane und Stories öfters eigene Erfahrungen wider?

Oliver Fehn: Die Geschichten sind fast immer erfunden – aber viele Episoden stehen symbolisch oder ganz real für Szenen, die ich tatsächlich erlebt habe. Jede Geschichte, die man schreibt, ist irgendwo Vergangenheitsbewältigung, es sei denn, man ist Verfasser von Groschenromanen oder arbeitet im Akkord. Bei meinem ersten Roman „Und möchte mit Fremden tanzen“ war es das gleiche – ich hatte mir eine typische Jugend-Story ausgedacht, aber dann klopften all jene Gestalten an die Tür und zeigten mir, dass die Geschichte viel, sehr viel mit mir zu tun hatte.

Oliver Lippert: Du hast zuvor einige Sachbücher geschrieben. Wie kam es zu dem Wandel, auch Romane zu schreiben? War das immer schon eine Idee von Dir?

Oliver Fehn: Klar, als Junge träumte ich fortwährend davon, Romanautor zu werden. Ich hatte den Kopf voll mit Ideen und gewann auch einige Preise. Dann kamen diese Jahre, in denen ich herumschwirrte und Party machte und vom Schreiben nicht viel wissen wollte. Wichtige Jahre. In ihrem Verlauf habe ich alles gespeichert und archiviert, was jetzt in meine Bücher einfließt. Wer sich dem Leben nicht stellt, wird immer nur im Kopf schreiben. Ich schreibe aber gern mit hochgekrempelten Ärmeln.

Oliver Lippert: Bist Du zufrieden was den Verkauf Deiner Veröffentlichungen angeht?

Oliver Fehn: Ja, vor allem was „Satans Handbuch“ und „Die Schule des Teufels“ betrifft. Die beiden Bücher haben sich zu echten Longsellern entwickelt. Inzwischen haben Tausende von Deutschen eins oder beide dieser Bücher in ihren Regalen stehen. In anderen Ländern Europas gibt es so gut wie gar keine Satanische Literatur. Deutschland hat hier die Nase vorn – und das hat auch mit meinen Aktivitäten zu tun. Es gibt in Deutschland drei Namen, die für authentische Satanische Literatur stehen: Lars Kronlob, Chris Redstar und Oliver Fehn. Ich möchte aber z. B. auch Holger Pinter erwähnen, der zwar keine explizit Satanischen Bücher schreibt, durch dessen Buch „Macht, Erfolg und andere Werte“ aber zu 100 Prozent ein Satanischer Odem weht. Ich kann es jedem empfehlen, dem auch meine Bücher gefallen haben.

Oliver Lippert: Welche aktuellen Projekte hast Du zuletzt übersetzt, lektoriert etc. und welche stehen in Zukunft noch an?

Oliver Fehn: Zuletzt habe ich Sam Harris' „End of Faith“ übersetzt („Das Ende des Glaubens“), das sich auch als deutscher Titel recht gut verkauft. Und zur Zeit arbeite ich an der Übersetzung eines neuen Buches des umwerfenden Jed McKenna („Spiritual Warfare“). Er vertritt eine faszinierende Philosophie, und mit jedem Kapitel, das ich übersetze, stoße ich auf Geschichten, die mir vertraut sind: meine eigene, die meiner besten Freunde, Geschichten vom Schicksal, vom Werden, vom Erschaffen, vom roten Faden, der sich durch jedes Leben zieht. Genau genommen, ist es ein Buch über Magie, nur anders als gewohnt.

Oliver Lippert: Beeinflusst Magie dein Leben sehr?

Oliver Fehn: Viele Dinge, die ich besitze, sind das Ergebnis von bewusster oder unbewusster Magie. Ich würde das nie leugnen. Jedes Leben setzt sich aus unzähligen Kristallen zusammen, die zusammen ein definierbares Gebilde ergeben; nur können wir es nicht benennen, weil wir unendlich viel kleiner sind als jedes einzelne Kristall. Da wir aber wachsen, Jahr um Jahr, Stunde um Stunde, wird das Bild, das sich abzeichnet, immer deutlicher. Dann wird unser Leben immer müheloser, und wir immer gelassener, und an vielen Tagen schwenken wir einfach nur unseren magischen Stab und sehen, wie die Sterne sich verneigen.