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Der Magie des Lebens folgen


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Rezension von

Ragan Tanger

Der Magie des Lebens folgen Live und direkt vom Zaubererhauptquartier Es gibt wohl wenige Autoren, die so eine süchtig machende Wirkung auf ihre Leser ausgeübt haben wie Carlos Castaneda. Pünktlich zu Woodstock, LSD und Emanzipationsbewegung platzierte er in den 1960er Jahren sein literarisches Debüt als Knallbonbon auf den amerikanischen Markt. Sein vordergründig anthropologischer Bericht über den toltekischen Indianer Don Juan und dessen spirituellen Geheimnissen verlieh ihm nicht nur quasi über Nacht den Doktortitel, sondern auch eine Schar begeisterter Anhänger - und das weltweit in zahlreichen Übersetzungen. Das Faszinierende an Castaneda und seiner Geschichte war aber, da sind sich die Experten einig, am allerwenigsten sein Erstlingswerk, sondern die authentische und kontinuierliche Weiterentwicklung seines erzählerischen Plots. Neun weitere Bücher (soll man sie Romane, Biographien, Dokumentationen, Berichte nennen?) schrieb er bis zu seinem Tod 1998, mit der Tensegrity-Bewegung ging er in den 1990er Jahren auch nach langer Zeit an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig bildete sich ein innerer Zirkel, der den Nagual begleitete und seine Auftritte unterstützte, der half, sein magisches Ziel zu verwirklichen. Neben den aus den Tensegrity-Videos bekannten Gruppenmitgliedern sowie den ebenfalls als Autorinnen (und zwar – nebenbei bemerkt – als großartigen) auftretenden Carol Tiggs und Florinda Donner gab es eine große Anzahl weiterer Gruppenmitglieder, die Castaneda gelegentlich trafen oder mit ihm in Verbindung standen. Felix Wolf, deutscher Herkunft, aber schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem amerikanischen Kontinent lebend (man rate warum: um seinem Meister näher zu sein!) war einer aus diesem erlauchten Kreis, der nun sein literarisches Debüt präsentiert. Ein verheißungsvoller Auftakt: Schilderungen aus der Phase kurz vor und nach dem Tod Castanedas live aus Los Angeles, Felix Wolf als Intimus, als Kenner der Materie, als Autor, der Absicht und Geist, also bekannte Begriffe, die in Castanedas Universum eine wichtige Rolle spielen, geheimnisvoll und kraftstrotzend integriert. Dann aber nimmt Wolf den Untertitel seines Buchs (wie ich mit Carlos Castaneda auf Reisen ging) allzu wörtlich, wobei das Ich in dem Untertitel die entscheidende Rolle spielt. Von wilden Drogenexzessen und Hippie-Spinnereien in Sri Lanka spannt er seinen persönlichen und äußerst verrückten Pfad des Lebens auf; Castaneda ist zumeist nicht der persönliche, sondern der ideelle Begleiter. Das mag den echten Fan enttäuschen, der Interessierte aber findet hier einen äußerst authentischen Erfahrungsbericht. Wie schon bei dem bislang nur auf Englisch erschienenen Buch von Amy Wallace ist auch das eine Gelegenheit die Droge Castaneda von einer anderen Seite aus betrachten zu können, um somit die differenzierte und unpersönliche Sichtweise besser einnehmen zu können (obwohl die Nicht-Identifikation inhaltich in Castanedas Werk eine besondere Rolle spielt, hat man den Eindruck, dass sie bei seinen Anhängern bisweilen umso schwieriger zu erreichen ist). Schriftstellerisch ist der Bericht keine Gabe des Geistes, sondern es ist narrative Basic-Navigation (Jules Verne lässt grüßen), die von der Spannung der Inhalte lebt. Diese generiert sich aus Wolfs Vorlieben (oder sagen wir besser aus der Verpflichtung dem Geist gegenüber) für Omen und intuitive Erkenntnisse. Dem Weg des Herzens folgen kann man nur, wenn man sich von den Vorgaben der Meister befreit, wenn jener das Zeitliche segnet, ist dies ja auch geradezu auffordernd. Das macht Wolf konsequent und wer schon öfter gedacht hat, Ah , das hätte ich vorher wissen können, oder warum habe ich nicht auf meine Intuition gehört, der findet hier einen wirksamen und spannenden Erlebnisbericht aus erster Quelle, wie man es besser machen kann. Im Vergleich zu einem Buch, dessen Titel ich glücklicherweise schon wieder vergessen habe, das vor einigen Jahren von einem ehemaligen Saarbrückener Studenten geschrieben wurde, bei dem Castaneda für einige Tage! WG-Nachbar Anfang der 1980er Jahre bei einem Deutschlandbesuch war und der diesen Bericht (a la: Er aß auch den Käse den ich im Kühlschrank hatte; er schlief zwei Stunden nach mir ein, stand aber früher als ich auf) besser dem Geist des Feuers gespendete hätte, ein tolles Buch, von dem man sich inspirieren lassen sollte. An die aus realistischer Milleniumssicht ohne mexikanische Berge und Zuaberhunde besten Zusammenfassungen eines Norbert Claaßen oder Roman Katzer (manchmal dünkt mich, hier handelt es sich um ein und dieselbe Person), kommt es natürlich nicht heran. Aber das will es sicher auch nicht - es will einfach dem Weg des Herzens folgen; und wenn ich mich recht entsinne, war es just das, was Don Juan de Matus above all in den Vordergrund zu stellen pflegte.

Live und direkt vom Zaubererhauptquartier

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Es gibt wohl wenige Autoren, die so eine süchtig machende Wirkung auf ihre Leser ausgeübt haben wie Carlos Castaneda. Pünktlich zu Woodstock, LSD und Emanzipationsbewegung platzierte er in den 1960er Jahren sein literarisches Debüt als Knallbonbon auf den amerikanischen Markt. Sein vordergründig anthropologischer Bericht über den toltekischen Indianer Don Juan und dessen spirituellen Geheimnissen verlieh ihm nicht nur quasi über Nacht den Doktortitel, sondern auch eine Schar begeisterter Anhänger - und das weltweit in zahlreichen Übersetzungen. Das Faszinierende an Castaneda und seiner Geschichte war aber, da sind sich die Experten einig, am allerwenigsten sein Erstlingswerk, sondern die authentische und kontinuierliche Weiterentwicklung seines erzählerischen Plots.

Neun weitere Bücher (soll man sie Romane, Biographien, Dokumentationen, Berichte nennen?) schrieb er bis zu seinem Tod 1998, mit der Tensegrity-Bewegung ging er in den 1990er Jahren auch nach langer Zeit an die Öffentlichkeit. Gleichzeitig bildete sich ein innerer Zirkel, der den Nagual begleitete und seine Auftritte unterstützte, der half, sein magisches Ziel zu verwirklichen. Neben den aus den Tensegrity-Videos bekannten Gruppenmitgliedern sowie den ebenfalls als Autorinnen (und zwar – nebenbei bemerkt – als großartigen) auftretenden Carol Tiggs und Florinda Donner gab es eine große Anzahl weiterer Gruppenmitglieder, die Castaneda gelegentlich trafen oder mit ihm in Verbindung standen. Felix Wolf, deutscher Herkunft, aber schon seit mehreren Jahrzehnten auf dem amerikanischen Kontinent lebend (man rate warum: um seinem Meister näher zu sein!) war einer aus diesem erlauchten Kreis, der nun sein literarisches Debüt präsentiert.

Ein verheißungsvoller Auftakt: Schilderungen aus der Phase kurz vor und nach dem Tod Castanedas live aus Los Angeles, Felix Wolf als Intimus, als Kenner der Materie, als Autor, der Absicht und Geist, also bekannte Begriffe, die in Castanedas Universum eine wichtige Rolle spielen, geheimnisvoll und kraftstrotzend integriert. Dann aber nimmt Wolf den Untertitel seines Buchs (wie ich mit Carlos Castaneda auf Reisen ging) allzu wörtlich, wobei das Ich in dem Untertitel die entscheidende Rolle spielt. Von wilden Drogenexzessen und Hippie-Spinnereien in Sri Lanka spannt er seinen persönlichen und äußerst verrückten Pfad des Lebens auf; Castaneda ist zumeist nicht der persönliche, sondern der ideelle Begleiter. Das mag den echten Fan enttäuschen, der Interessierte aber findet hier einen äußerst authentischen Erfahrungsbericht.

Wie schon bei dem bislang nur auf Englisch erschienenen Buch von Amy Wallace ist auch das eine Gelegenheit die Droge Castaneda von einer anderen Seite aus betrachten zu können, um somit die differenzierte und unpersönliche Sichtweise besser einnehmen zu können (obwohl die Nicht-Identifikation inhaltich in Castanedas Werk eine besondere Rolle spielt, hat man den Eindruck, dass sie bei seinen Anhängern bisweilen umso schwieriger zu erreichen ist).

Schriftstellerisch ist der Bericht keine Gabe des Geistes, sondern es ist narrative Basic-Navigation (Jules Verne lässt grüßen), die von der Spannung der Inhalte lebt. Diese generiert sich aus Wolfs Vorlieben (oder sagen wir besser aus der Verpflichtung dem Geist gegenüber) für Omen und intuitive Erkenntnisse. Dem Weg des Herzens folgen kann man nur, wenn man sich von den Vorgaben der Meister befreit, wenn jener das Zeitliche segnet, ist dies ja auch geradezu auffordernd. Das macht Wolf konsequent und wer schon öfter gedacht hat, Ah , das hätte ich vorher wissen können, oder warum habe ich nicht auf meine Intuition gehört, der findet hier einen wirksamen und spannenden Erlebnisbericht aus erster Quelle, wie man es besser machen kann.

Im Vergleich zu einem Buch, dessen Titel ich glücklicherweise schon wieder vergessen habe, das vor einigen Jahren von einem ehemaligen Saarbrückener Studenten geschrieben wurde, bei dem Castaneda für einige Tage! WG-Nachbar Anfang der 1980er Jahre bei einem Deutschlandbesuch war und der diesen Bericht (a la: Er aß auch den Käse den ich im Kühlschrank hatte; er schlief zwei Stunden nach mir ein, stand aber früher als ich auf) besser dem Geist des Feuers gespendete hätte, ein tolles Buch, von dem man sich inspirieren lassen sollte. An die aus realistischer Milleniumssicht ohne mexikanische Berge und Zuaberhunde besten Zusammenfassungen eines Norbert Claaßen oder Roman Katzer (manchmal dünkt mich, hier handelt es sich um ein und dieselbe Person), kommt es natürlich nicht heran. Aber das will es sicher auch nicht - es will einfach dem Weg des Herzens folgen; und wenn ich mich recht entsinne, war es just das, was Don Juan de Matus above all in den Vordergrund zu stellen pflegte.

geschrieben am 06.12.2011 | 700 Wörter | 4073 Zeichen

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