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Wie Hund und Katz


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Rezension von

Martina Meier

Wie Hund und Katz Wer sich ein wenig intensiver mit der deutschen Literatur und ihrer Geschichte befasst hat, ob in Schule oder Studium, der ist zwangsläufig auf das Thema Fabeln gestoßen. Einer Gattung, die schon lange vor Christi Geburt bekannt und gepflegt wurde, die das Mittelalter überlebt hat, ebenso die Zeit der Aufklärung, große Anhänger fand, immer wieder etwas ausdrücken konnte, was Autoren und Schriftsteller einer fiktiven menschlichen Figur in der literarischen Welt nicht unbedingt in den Mund legen konnten. Ja, so ist sie die Fabel, die Tierdichtung, die Grenzen zu überspringen vermag und bis heute nichts an Aktualität verloren hat, wenn sie auch bei den Autoren der Moderne oft in den Hintergrund gerückt ist und teilweise von der Fachliteratur für tot erklärt wurde. Ein wunderbares Beispiel für die Lebendigkeit der Fabeldichtung legt Andreas Schlüter im Gerstenberg-Verlag vor. Schon über den Titel „Wie Hund und Katz“ könnte man Interpretationsansätze ohne Ende finden. Ein altes deutsches Sprichwort, das ein Fünkchen Wahrheit enthält, aber dann auch wieder nicht, weil eben das Zusammentreffen von Hund und Katze eben nicht katastrophal enden muss, sondern durchaus auch freundschaftlich geprägt sein kann – eben so ganz anders, als es auch ein altes chinesisches Märchen über den Beginn der Feindschaft dieser beiden Tierarten vermitteln möchte. Die modernen Fabeln, die Andreas Schlüter hier präsentiert, haben etwas Liebevolles an sich, bohren die „schlechten“ Stellen des menschlichen Daseins auf, pieksen, sind unbequem, hintersinnig und geheimnisvoll. Mit Hektor, dem Hund, und Karla, der Katze, erleben die Leser die Angst eines ganzen Dorfes vor dem gefährlichen Einbrecher, mit Frieda Frechdachs und Stinktier Stefan wird ihnen hautnah vorgeführt, wie das im Leben mit Mietwucher und Modernisierungswut ist, und Paul, der Pfau, erkennt fast zu spät, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als „hippe“ Partys und coole Freunde. Unerfüllte Wünsche leben in Schlüters Fabeldichtung ebenso auf wie moderne Neurosen und Sehnsüchte, die kaum zu stillen sind, wie das Werben des Hängebauchschweins Hermann um die Vollblutstute Venus. Umso erstaunlicher ist es dann, dass Hermanns Werben Erfolg hat. Und als er den verblüfften Hengst fragt, ob er wüsste was schön ist, und dieser die Frage verneint, da antwortet das Hängebauchschwein Hermann: „Eben, das ist dein Problem.“ Mit seinen Alliterationen bei der Namensgebung unterstreich Schlüter den sprachmusikalischen Effekt seiner Dichtung. Wie wunderbar geht ein Name wie Herbert, der Hase, über die Lippen. Man sieht das Tier fast bildlich vor sich. Natürlich spielt der Autor ein wenig mit seinem Figureninventar. Typische Fabelwesen wie der Hase stehen hier neben welchen, die weniger bekannt sind in der klassischen Fabeldichtung – oder wie die Miesmuschel Manuela bislang wohl nie zu literarischen Ehren gekommen sind, und trotzdem kann man ihnen anhand des beschriebenen Handlungsverlaufs der Geschichte gleich gewisse Eigenschaften zuordnen. Es sind die Schwächen der modernen Gesellschaft, die Andreas Schlüter, bildlich unterstützt von Reinhard Michl, vors Auge führt. Einer Gesellschaft, die so gut oder so schlecht ist wie andere Gesellschaften vor ihr. Und obwohl man heute hierzulande vieles offen sagen kann, macht es Spaß, die versteckten Wahrheiten bei Schlüter zu entdecken, der einem quasi den Spiegel vor Augen führt. Ob man es wahrhaben möchte oder nicht, manche der tierischen Protagonisten haben Eigenschaften, die manch menschlicher Zeitgenosse durchaus auch an sich entdecken kann. Wer nun meint, dass diese kleinen Geschichten sich ausschließlich an ein jüngeres Publikum wenden, der sollte sich einmal auf das „Abenteuer“ Fabel einlassen. Schnell wird er erkennen, dass das Erzählte zeit- und alterslos ist. Der Schuljunge kann ebenso wie der Senior Teile seines Selbst in diesen kleinen, teilweise sehr humorvollen Fabeln finden. Und während der eine Leser die Fabeln durchaus als Schullektüre interessant finden wird – mal etwas anderes als Lessing oder Äsop – so kann der andere sich zurücklehnen und ganz frei von allen Zwängen sich auf das moderne Fabelwesen einlassen. Er wird sicher mehr als überrascht sein, was der Schriftsteller Schlüter hier an allzu menschlichen Dingen zu Tage fördert. Was das ist? Um es mit Katze Karla zu sagen: „Das, meine Lieben, muss jeder selbst herausfinden!“

Wer sich ein wenig intensiver mit der deutschen Literatur und ihrer Geschichte befasst hat, ob in Schule oder Studium, der ist zwangsläufig auf das Thema Fabeln gestoßen. Einer Gattung, die schon lange vor Christi Geburt bekannt und gepflegt wurde, die das Mittelalter überlebt hat, ebenso die Zeit der Aufklärung, große Anhänger fand, immer wieder etwas ausdrücken konnte, was Autoren und Schriftsteller einer fiktiven menschlichen Figur in der literarischen Welt nicht unbedingt in den Mund legen konnten. Ja, so ist sie die Fabel, die Tierdichtung, die Grenzen zu überspringen vermag und bis heute nichts an Aktualität verloren hat, wenn sie auch bei den Autoren der Moderne oft in den Hintergrund gerückt ist und teilweise von der Fachliteratur für tot erklärt wurde.

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Ein wunderbares Beispiel für die Lebendigkeit der Fabeldichtung legt Andreas Schlüter im Gerstenberg-Verlag vor. Schon über den Titel „Wie Hund und Katz“ könnte man Interpretationsansätze ohne Ende finden. Ein altes deutsches Sprichwort, das ein Fünkchen Wahrheit enthält, aber dann auch wieder nicht, weil eben das Zusammentreffen von Hund und Katze eben nicht katastrophal enden muss, sondern durchaus auch freundschaftlich geprägt sein kann – eben so ganz anders, als es auch ein altes chinesisches Märchen über den Beginn der Feindschaft dieser beiden Tierarten vermitteln möchte.

Die modernen Fabeln, die Andreas Schlüter hier präsentiert, haben etwas Liebevolles an sich, bohren die „schlechten“ Stellen des menschlichen Daseins auf, pieksen, sind unbequem, hintersinnig und geheimnisvoll. Mit Hektor, dem Hund, und Karla, der Katze, erleben die Leser die Angst eines ganzen Dorfes vor dem gefährlichen Einbrecher, mit Frieda Frechdachs und Stinktier Stefan wird ihnen hautnah vorgeführt, wie das im Leben mit Mietwucher und Modernisierungswut ist, und Paul, der Pfau, erkennt fast zu spät, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als „hippe“ Partys und coole Freunde.

Unerfüllte Wünsche leben in Schlüters Fabeldichtung ebenso auf wie moderne Neurosen und Sehnsüchte, die kaum zu stillen sind, wie das Werben des Hängebauchschweins Hermann um die Vollblutstute Venus. Umso erstaunlicher ist es dann, dass Hermanns Werben Erfolg hat. Und als er den verblüfften Hengst fragt, ob er wüsste was schön ist, und dieser die Frage verneint, da antwortet das Hängebauchschwein Hermann: „Eben, das ist dein Problem.“

Mit seinen Alliterationen bei der Namensgebung unterstreich Schlüter den sprachmusikalischen Effekt seiner Dichtung. Wie wunderbar geht ein Name wie Herbert, der Hase, über die Lippen. Man sieht das Tier fast bildlich vor sich. Natürlich spielt der Autor ein wenig mit seinem Figureninventar. Typische Fabelwesen wie der Hase stehen hier neben welchen, die weniger bekannt sind in der klassischen Fabeldichtung – oder wie die Miesmuschel Manuela bislang wohl nie zu literarischen Ehren gekommen sind, und trotzdem kann man ihnen anhand des beschriebenen Handlungsverlaufs der Geschichte gleich gewisse Eigenschaften zuordnen.

Es sind die Schwächen der modernen Gesellschaft, die Andreas Schlüter, bildlich unterstützt von Reinhard Michl, vors Auge führt. Einer Gesellschaft, die so gut oder so schlecht ist wie andere Gesellschaften vor ihr. Und obwohl man heute hierzulande vieles offen sagen kann, macht es Spaß, die versteckten Wahrheiten bei Schlüter zu entdecken, der einem quasi den Spiegel vor Augen führt. Ob man es wahrhaben möchte oder nicht, manche der tierischen Protagonisten haben Eigenschaften, die manch menschlicher Zeitgenosse durchaus auch an sich entdecken kann.

Wer nun meint, dass diese kleinen Geschichten sich ausschließlich an ein jüngeres Publikum wenden, der sollte sich einmal auf das „Abenteuer“ Fabel einlassen. Schnell wird er erkennen, dass das Erzählte zeit- und alterslos ist. Der Schuljunge kann ebenso wie der Senior Teile seines Selbst in diesen kleinen, teilweise sehr humorvollen Fabeln finden. Und während der eine Leser die Fabeln durchaus als Schullektüre interessant finden wird – mal etwas anderes als Lessing oder Äsop – so kann der andere sich zurücklehnen und ganz frei von allen Zwängen sich auf das moderne Fabelwesen einlassen. Er wird sicher mehr als überrascht sein, was der Schriftsteller Schlüter hier an allzu menschlichen Dingen zu Tage fördert. Was das ist? Um es mit Katze Karla zu sagen: „Das, meine Lieben, muss jeder selbst herausfinden!“

geschrieben am 26.08.2005 | 655 Wörter | 3730 Zeichen

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