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Das Vierte Reich


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Rezension von

Martina Meier

Das Vierte Reich Daniel ist schon im Grundschulalter, als er seinen Großvater kennen lernt. Endlich ist da jemand, der sich um ihn kümmert und Zeit für ihn hat, denn Daniels Mutter erzieht den Sohn alleine. Der Vater hat die Familie verlassen – aber auch an ihn hat der Sohn nicht nur gute Erinnerungen, denn er trank und schlug Frau und Kind. Nun aber ist der Großvater da, zu dem die Mutter über Jahre hinweg keinen Kontakt hatte, und widmet dem Jungen die Aufmerksamkeit, die er so dringend braucht. Doch der Großvater gehört zu jenen Unverbesserlichen, die aus der Zeit des Nationalsozialismus nichts gelernt haben. Als SS-Mann war er im Dritten Reich für die Bewachung eines Konzentrationslagers zuständig und noch heute ist er „durchtränkt“ von braunen Ideen. Nach und nach macht er seinen Enkel mit dem menschenverachtenden Gedankengut der Nazis vertraut, führt ihn, je älter Daniel wird, in die im Untergrund arbeitenden braunen Organisationen ein. Daniel, der von seinem Großvater allerdings nur Manfred genannt wird, weil Daniel ja ein jüdischer, Manfred aber ein guter deutscher Name ist, übernimmt nach und nach die verqueren Ideen seines Großvaters. Doch Daniel ist empfindsam auch für die andere Seite, für die der Opfer. Er kann es nicht verstehen, warum die Nationalen auf jüdische Friedhöfe gehen, um dort Grabstellen zu verwüsten. Innerlich sträubt sich bei ihm alles dagegen – aber er läuft mit! Zu seiner Mutter hat Daniel schon lange keine Verbindung mehr, sie ist mehr mit sich selbst als mit ihrem Kind beschäftigt. Erst als ihr neuer Freund Dirk, ein engagierter Journalist, in ihrem Leben auftaucht, beginnt sie verstärkt, Daniel auf das Unrechtsregime des Dritten Reiches aufmerksam zu machen. Dann lädt Dirk den inzwischen Jugendlichen nach Südafrika ein und hofft, dass Daniel selbst ein Gefühl dafür entwickelt, was Recht und was Unrecht ist. Daniels Großvater kommen diese Reisepläne gerade recht, denn er ist dabei eine nationale Partei zu gründen, die auch bei der kommenden Wahl antreten soll. Daniel soll nun die Kontakte zu den südafrikanischen „Freunden im Geiste“ intensivieren und sich ein Bild davon machen, wie Apartheid in der Praxis funktioniert. Denn auch Deutschland soll – geht es nach dem Willen der Neonazis – ein echter Apartheidsstaat werden – mit einer Trennung der Rassen, wobei natürlich den „Ariern“ die Vorherrschaft zusteht und ein starker Führer die Geschicke lenkt. Doch in Südafrika geschehen Dinge, die es Daniel ermöglichen, einen ganz anderen Blick auf die Rassentrennung zu werfen. Und so schwenkt er um, stellt sich auf die Seite der Schwachen und gerät selbst in Lebensgefahr. Zudem muss er erkennen, dass Großvater und Mutter ihm jahrelang verheimlicht haben, dass seine, Daniels Großmutter Jüdin war und im KZ ums Leben kam. Carolin Philipps Buch „Das Vierte Reich“ ist bereits 1990 erstmals erschienen. Zwar haben sich seitdem die politischen Verhältnisse in Südafrika gewandelt, doch an Aktualität hat das Buch trotzdem nichts verloren. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie ein Kind zum Spielball von skrupellosen Fanatikern werden kann, die eigentlich für sein Wohlergehen sorgen sollen. Die Geschichte wird aus der Sicht des Ich-Erzählers Daniel erzählt. Das bietet die Möglichkeit, noch stärker nachzuvollziehen, was ein Junge in seiner Situation empfinden mag. Der sich nach Nähe und Geborgenheit sehnt, aber missbraucht wird für politische Zwecke. Irgendwann erkennt Daniel, dass es die anderen gar nicht interessiert, wie er denkt und welche Fragen er hat – solange er nur für das „Regime“ funktioniert, ist alles gut. Selbständig denkende Menschen sind bei Nazis eben alles andere als willkommen. Daniel ist ein Außenseiter in der Gesellschaft. Er hat in der Schule keine Freunde und wird sogar für seinen Großvater ausgelacht, der sich noch immer nicht von dem Gedankengut der Nationalsozialisten verabschiedet hat. Was soll ein Kind in seiner Situation tun? Kann ein Kind überhaupt etwas tun? Fragen über Fragen werfen sich beim Lesen auf. Wer hätte frühzeitig reagieren können? Die Mutter? Die Lehrer? Warum hat sich niemand um das Kind gekümmert, das ja keinen Hehl aus seinen ausländerfeindlichen Ansichten gemacht hat? Ein spannendes Buch, das zum Schluss noch eine schreckliche Vision aufwirft: Was wäre, wenn der Führer tatsächlich in Deutschland einen Apartheidsstaat aufbauen würde? Wo würden Daniel und seine Mutter leben? Die beiden, in deren Adern ja jüdisches Blut fließt! Es war, ist und bleibt eine beängstigende Vorstellung, dass so etwas wie eine „Fremdenregion Judistan“ in Deutschland – oder irgendeinem anderen Staat – je Wirklichkeit werden könnte ...

Daniel ist schon im Grundschulalter, als er seinen Großvater kennen lernt. Endlich ist da jemand, der sich um ihn kümmert und Zeit für ihn hat, denn Daniels Mutter erzieht den Sohn alleine. Der Vater hat die Familie verlassen – aber auch an ihn hat der Sohn nicht nur gute Erinnerungen, denn er trank und schlug Frau und Kind. Nun aber ist der Großvater da, zu dem die Mutter über Jahre hinweg keinen Kontakt hatte, und widmet dem Jungen die Aufmerksamkeit, die er so dringend braucht. Doch der Großvater gehört zu jenen Unverbesserlichen, die aus der Zeit des Nationalsozialismus nichts gelernt haben. Als SS-Mann war er im Dritten Reich für die Bewachung eines Konzentrationslagers zuständig und noch heute ist er „durchtränkt“ von braunen Ideen. Nach und nach macht er seinen Enkel mit dem menschenverachtenden Gedankengut der Nazis vertraut, führt ihn, je älter Daniel wird, in die im Untergrund arbeitenden braunen Organisationen ein.

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Daniel, der von seinem Großvater allerdings nur Manfred genannt wird, weil Daniel ja ein jüdischer, Manfred aber ein guter deutscher Name ist, übernimmt nach und nach die verqueren Ideen seines Großvaters. Doch Daniel ist empfindsam auch für die andere Seite, für die der Opfer. Er kann es nicht verstehen, warum die Nationalen auf jüdische Friedhöfe gehen, um dort Grabstellen zu verwüsten. Innerlich sträubt sich bei ihm alles dagegen – aber er läuft mit! Zu seiner Mutter hat Daniel schon lange keine Verbindung mehr, sie ist mehr mit sich selbst als mit ihrem Kind beschäftigt. Erst als ihr neuer Freund Dirk, ein engagierter Journalist, in ihrem Leben auftaucht, beginnt sie verstärkt, Daniel auf das Unrechtsregime des Dritten Reiches aufmerksam zu machen. Dann lädt Dirk den inzwischen Jugendlichen nach Südafrika ein und hofft, dass Daniel selbst ein Gefühl dafür entwickelt, was Recht und was Unrecht ist.

Daniels Großvater kommen diese Reisepläne gerade recht, denn er ist dabei eine nationale Partei zu gründen, die auch bei der kommenden Wahl antreten soll. Daniel soll nun die Kontakte zu den südafrikanischen „Freunden im Geiste“ intensivieren und sich ein Bild davon machen, wie Apartheid in der Praxis funktioniert. Denn auch Deutschland soll – geht es nach dem Willen der Neonazis – ein echter Apartheidsstaat werden – mit einer Trennung der Rassen, wobei natürlich den „Ariern“ die Vorherrschaft zusteht und ein starker Führer die Geschicke lenkt.

Doch in Südafrika geschehen Dinge, die es Daniel ermöglichen, einen ganz anderen Blick auf die Rassentrennung zu werfen. Und so schwenkt er um, stellt sich auf die Seite der Schwachen und gerät selbst in Lebensgefahr. Zudem muss er erkennen, dass Großvater und Mutter ihm jahrelang verheimlicht haben, dass seine, Daniels Großmutter Jüdin war und im KZ ums Leben kam.

Carolin Philipps Buch „Das Vierte Reich“ ist bereits 1990 erstmals erschienen. Zwar haben sich seitdem die politischen Verhältnisse in Südafrika gewandelt, doch an Aktualität hat das Buch trotzdem nichts verloren. Es zeigt auf beeindruckende Weise, wie ein Kind zum Spielball von skrupellosen Fanatikern werden kann, die eigentlich für sein Wohlergehen sorgen sollen.

Die Geschichte wird aus der Sicht des Ich-Erzählers Daniel erzählt. Das bietet die Möglichkeit, noch stärker nachzuvollziehen, was ein Junge in seiner Situation empfinden mag. Der sich nach Nähe und Geborgenheit sehnt, aber missbraucht wird für politische Zwecke. Irgendwann erkennt Daniel, dass es die anderen gar nicht interessiert, wie er denkt und welche Fragen er hat – solange er nur für das „Regime“ funktioniert, ist alles gut. Selbständig denkende Menschen sind bei Nazis eben alles andere als willkommen.

Daniel ist ein Außenseiter in der Gesellschaft. Er hat in der Schule keine Freunde und wird sogar für seinen Großvater ausgelacht, der sich noch immer nicht von dem Gedankengut der Nationalsozialisten verabschiedet hat. Was soll ein Kind in seiner Situation tun? Kann ein Kind überhaupt etwas tun? Fragen über Fragen werfen sich beim Lesen auf. Wer hätte frühzeitig reagieren können? Die Mutter? Die Lehrer? Warum hat sich niemand um das Kind gekümmert, das ja keinen Hehl aus seinen ausländerfeindlichen Ansichten gemacht hat?

Ein spannendes Buch, das zum Schluss noch eine schreckliche Vision aufwirft: Was wäre, wenn der Führer tatsächlich in Deutschland einen Apartheidsstaat aufbauen würde? Wo würden Daniel und seine Mutter leben? Die beiden, in deren Adern ja jüdisches Blut fließt! Es war, ist und bleibt eine beängstigende Vorstellung, dass so etwas wie eine „Fremdenregion Judistan“ in Deutschland – oder irgendeinem anderen Staat – je Wirklichkeit werden könnte ...

geschrieben am 01.02.2007 | 717 Wörter | 3916 Zeichen

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