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Baltimore, oder: Der Standhafte Zinnsoldat und der Vampir


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  • 7282 Aufrufe

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Rezension von

Frank Drehmel

Baltimore, oder: Der Standhafte Zinnsoldat und der Vampir Auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs erweckt Lord Baltimore unbeabsichtigt die Brut der Vampire aus ihrem Dämmerzustand, in welchem sie sich selbstvergessen lediglich vom Fleisch der Toten und Sterbenden nährten, und bringt damit eine neue Seuche über die Völker Europas, der in den folgenden Jahren Millionen Menschen zum Opfer fallen. In einem Gasthaus in einer von der Pest des Untodes heimgesuchten, sterbenden Stadt treffen drei Fremde aufeinander: Demetrius Aischros, der Seefahrer, ein Doktor namens Lemuel Rose und der Lebemann Thomas Childress junior. Das Einzige, was diese drei Männer verbindet, ist ihre Freundschaft mit Lord Baltimore; und der Grund ihres Hierseins ist eine schriftliche Einladung des Adligen, dem sie seit Jahren nicht mehr begegnet sind und der als Streiter gegen die Dunkelheit jener Seuche Einhalt gebieten will, die er einst eigenhändig entfesselte und die ihm alles geraubt hat, was in seinem Leben von Bedeutung für ihn war. Während sie auf Baltimore warten, erzählen sie sich Geschichten - Geschichten, über ihre Verbindung zum Lord, und Geschichten über das Grauen, dem sie begegneten und das wie ein Schatten über ihrem Leben hängt. Den meisten Lesern dürfte Mike Mignola als Schöpfer, Autor und Zeichner der Hellboy-Comics, die aktuell ebenfalls von Cross Cult herausgegeben werden, ein Begriff sein. Christopher Golden ist hingegen weniger der neunten Kunst verpflichtet, auch wenn er schon als Comic-Autor gewirkt hat; sein beruflicher Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Schriftstellerei und Werke von ihm sind auf Deutsch u.a. bei Feder & Schwert erschienen. Auf jeden Fall kann man beide Künstler mit Fug und Recht als Routiniers ihrer Genres bezeichnen. Dementsprechend routiniert und glatt kommt “Baltimore, oder: Der Standhafte Zinnsoldat und der Vampir” auch rüber. Die kleinformatigen Illustrationen Mignolas, die einen stark holzschnitthaften Charakter besitzen, ergänzen Goldens gleichermaßen düsteren wie angenehm zu lesenden Text nahezu perfekt. Der Aufbau der Story ist mit seinem Ansatz, Geschichten in Geschichten zu präsentieren, originell und ein angenehmer Grusel bemächtigt sich von Beginn an des Lesers. Im Großen und Ganzen stellt dieser Roman damit das belletristische Äquivalent zu klassischen Episoden-Filmen des phantastischen Kinos dar - bspw. “Die drei Gesichter der Furcht”, “Creepshow”, “Asylum” und andere mehr. Dass Mignolas und Goldens Werk dennoch im Horror-Genre kaum Maßstäbe setzen wird, liegt vor allem daran, dass es Mainstream durch und durch bietet und stilistisch von den Werken der großen Phantasten in etwa so weit entfernt ist wie der Zwergplanet Pluto vom echten Planeten “Erde”. Zum Anderen ist der Hintergrund sehr überschaubar, vage und in sich auch nicht sonderlich schlüssig: Die Menschheit ist stark genug, Vernichtungskriege zu führen, der “Pest” und allem Metaphysischen steht sie jedoch scheinbar vollkommen hilflos und ohne einen Funken des Aufbegehrens gegenüber. Die Aufmachung des Hardcover-Bandes ist wiederum ein Leckerbissen für jeden Buchfreund. Der Druck ist glasklar und brillant - was angesichts der schwarzweißen Illustrationen auch notwendig ist -, das Format ist ungewöhnlich und der redaktionelle Teil lässt keine Wünsche offen: Informationen zu den beteiligten Künstlern werden durch das Märchen “Der standhafte Zinnsoldat” von Hans Christian Andersen, auf das immer wieder abgestellt wird, ergänzt. Cross Cult wäre allerdings nicht Cross Cult, wenn es nicht einige Fehler geschafft hätten, den - mehr oder weniger - wachsamen Augen der Lektoren zu entgehen. Was in Massenmarkt-Taschenbüchern normalerweise kein Stirnrunzeln auslösen sollte, erweist sich im Marktsegment der hochpreisigen und hochwertigen Bücher dann doch als Ärgernis, weil unnötige Rechtschreibfehler dem gehobenen Anspruch widersprechen. Fazit: Eine Story von eindringlicher Düsternis, die zwar kein literarisches Highlight darstellt, die aber nicht zuletzt wegen der ausdrucksstarken Illustrationen Mignolas den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann schlägt.

Auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkriegs erweckt Lord Baltimore unbeabsichtigt die Brut der Vampire aus ihrem Dämmerzustand, in welchem sie sich selbstvergessen lediglich vom Fleisch der Toten und Sterbenden nährten, und bringt damit eine neue Seuche über die Völker Europas, der in den folgenden Jahren Millionen Menschen zum Opfer fallen.

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In einem Gasthaus in einer von der Pest des Untodes heimgesuchten, sterbenden Stadt treffen drei Fremde aufeinander: Demetrius Aischros, der Seefahrer, ein Doktor namens Lemuel Rose und der Lebemann Thomas Childress junior. Das Einzige, was diese drei Männer verbindet, ist ihre Freundschaft mit Lord Baltimore; und der Grund ihres Hierseins ist eine schriftliche Einladung des Adligen, dem sie seit Jahren nicht mehr begegnet sind und der als Streiter gegen die Dunkelheit jener Seuche Einhalt gebieten will, die er einst eigenhändig entfesselte und die ihm alles geraubt hat, was in seinem Leben von Bedeutung für ihn war.

Während sie auf Baltimore warten, erzählen sie sich Geschichten - Geschichten, über ihre Verbindung zum Lord, und Geschichten über das Grauen, dem sie begegneten und das wie ein Schatten über ihrem Leben hängt.

Den meisten Lesern dürfte Mike Mignola als Schöpfer, Autor und Zeichner der Hellboy-Comics, die aktuell ebenfalls von Cross Cult herausgegeben werden, ein Begriff sein.

Christopher Golden ist hingegen weniger der neunten Kunst verpflichtet, auch wenn er schon als Comic-Autor gewirkt hat; sein beruflicher Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Schriftstellerei und Werke von ihm sind auf Deutsch u.a. bei Feder & Schwert erschienen. Auf jeden Fall kann man beide Künstler mit Fug und Recht als Routiniers ihrer Genres bezeichnen. Dementsprechend routiniert und glatt kommt “Baltimore, oder: Der Standhafte Zinnsoldat und der Vampir” auch rüber.

Die kleinformatigen Illustrationen Mignolas, die einen stark holzschnitthaften Charakter besitzen, ergänzen Goldens gleichermaßen düsteren wie angenehm zu lesenden Text nahezu perfekt. Der Aufbau der Story ist mit seinem Ansatz, Geschichten in Geschichten zu präsentieren, originell und ein angenehmer Grusel bemächtigt sich von Beginn an des Lesers. Im Großen und Ganzen stellt dieser Roman damit das belletristische Äquivalent zu klassischen Episoden-Filmen des phantastischen Kinos dar - bspw. “Die drei Gesichter der Furcht”, “Creepshow”, “Asylum” und andere mehr.

Dass Mignolas und Goldens Werk dennoch im Horror-Genre kaum Maßstäbe setzen wird, liegt vor allem daran, dass es Mainstream durch und durch bietet und stilistisch von den Werken der großen Phantasten in etwa so weit entfernt ist wie der Zwergplanet Pluto vom echten Planeten “Erde”. Zum Anderen ist der Hintergrund sehr überschaubar, vage und in sich auch nicht sonderlich schlüssig: Die Menschheit ist stark genug, Vernichtungskriege zu führen, der “Pest” und allem Metaphysischen steht sie jedoch scheinbar vollkommen hilflos und ohne einen Funken des Aufbegehrens gegenüber.

Die Aufmachung des Hardcover-Bandes ist wiederum ein Leckerbissen für jeden Buchfreund. Der Druck ist glasklar und brillant - was angesichts der schwarzweißen Illustrationen auch notwendig ist -, das Format ist ungewöhnlich und der redaktionelle Teil lässt keine Wünsche offen: Informationen zu den beteiligten Künstlern werden durch das Märchen “Der standhafte Zinnsoldat” von Hans Christian Andersen, auf das immer wieder abgestellt wird, ergänzt.

Cross Cult wäre allerdings nicht Cross Cult, wenn es nicht einige Fehler geschafft hätten, den - mehr oder weniger - wachsamen Augen der Lektoren zu entgehen. Was in Massenmarkt-Taschenbüchern normalerweise kein Stirnrunzeln auslösen sollte, erweist sich im Marktsegment der hochpreisigen und hochwertigen Bücher dann doch als Ärgernis, weil unnötige Rechtschreibfehler dem gehobenen Anspruch widersprechen.

Fazit: Eine Story von eindringlicher Düsternis, die zwar kein literarisches Highlight darstellt, die aber nicht zuletzt wegen der ausdrucksstarken Illustrationen Mignolas den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann schlägt.

geschrieben am 15.11.2008 | 575 Wörter | 3476 Zeichen

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