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Coraline


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Rezension von

Frank Drehmel

Coraline Coraline Jones zieht mit ihren Eltern in eine malerische, im Grünen gelegene Villa. Das im viktorianischen Stil erbaute Haus ist für eine Familie allerdings zu groß, so dass sich die Jones' ihr neues Heim mit anderen Mitbewohnern teilen. Unter ihnen wohnen zwei ältliche, freundliche Damen, Miss Spink und Miss Forcible, über ihnen, im Dachgeschoss, lebt ein älterer, verschrobener Herr, der Mäuse dressiert. Die Tage gehen ins Land, Coraline findet sich in ihrer neuen Umgebung problemlos zurecht, erkundet den verwilderten Garten, wo ihr eine schwarze Katze über den Weg läuft, und spielt die Spiele, die Kinder gewöhnlich spielen, wenn sie ohne ihresgleichen sind. Doch dann kommt der kühle Sommer und mit ihm Regen und Langeweile. Coraline beschließt das Haus zu erkunden, findet eine zugemauerte Tür und erhält dubiose Warnungen von den älteren Mitbewohnern. Eines Tages, das Mädchen ist allein zu Hause, öffnet es die Tür mit einem besonderen Schlüssel, die Mauer ist fort und ein Weg in die Dunkelheit liegt vor ihm. Mutig begibt sich Coraline in die Finsternis und findet sich unversehens in ihrer neuen alten Wohnung wieder. Doch etwas ist anders: die Bewohner des Hauses, ihre anderen Eltern sowie die drei anderen Alten! An Stelle ihrer Augen sitzen schwarze Knöpfe und ihre Proportionen sind in Teilen unstimmig, die Hände zu lang, die Zähne zu groß und die Gesichter zu eingefallen, zu jung oder zu rund. Coralines Furcht hält sich allerdings in Grenzen, denn diese Wesen sind augenscheinlich freundlich, das Essen, das ihre andere Mutter kocht, ist traumhaft und im Kinderzimmer warten die fantastischten Spielsachen auf sie. Während Coraline die Umgebung durchstreift, begegnet ihr wieder die schwarze Katze, die auf dieser Seite der Tür jedoch sprechen kann und die das Mädchen warnt. Als ihr dann die anderen Eltern das Angebot machen, die Augen durch schwarze Knöpfe zu ersetzen, verlässt Coraline flugs das seltsame Haus, um sich in vertrauter Umgebung wiederzufinden. Eigentlich ist hier alles so wie vorher bis auf die Tatsache, dass ihre echten Eltern verschwunden sind. Der Hilferuf des Abbildes ihrer Mutter in einem Spiegel veranlasst das Kind, in die fremdartige Welt zurückzukehren, um die echten Eltern dort zu suchen. Zwar wird Coraline von ihrer anderen Mutter freudig empfangen, doch schnell zeigt sich, dass die Wesen dieser Anderswelt nichts Freundliches im Sinn haben. Da dem Mädchen dann auch noch die Rückkehr in die reale Welt verwehrt wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein riskantes Spiel zu wagen, ein Spiel in dem Coraline der Preis ist und in dem es darum geht, die Eltern zu finden sowie die Herzen von drei toten Kindern, welche die Hexe Jahre zuvor gestohlen hat und die Kleinen dadurch zu einer geisterhaften Existenz verdammte – ein Schicksal, das auch Coraline droht. Die Suche ist gefahrvoll, denn es gibt weitere Wesen in dieser Welt, die Coraline nicht freundlich gesonnen sind, doch sie ist nicht allein: die schwarze Katze erweist sich als vertrauenswürdiger und weiser Ratgeber. „Coraline“ basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch des britischen Superstars der gehaltvollen Fantasy und des intelligenten Geschichtenerzählens, Neil Gaiman. Mit Philip Craig Russell hat sich ein Autor und Zeichner des Stoffes angenommen, der nicht zuletzt auf Grund der Anzahl seiner Auszeichnungen und Preise fraglos zu den herausragendsten Künstlern der Comic-Szene zählt. Dem gemeinsamen Wirken zweier solcher Koryphäen kann kaum etwas anderes als ein Werk entspringen, welches – wie Coraline – seinen Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. Ganz sicher ist das Comic trotz des grundsätzlich sehr offenen, klaren Zeichenstils Craigs und der freundlichen, pastellenen Koloration Kindzierskis, die auch von Kindern verstanden werden, kein Buch für Kinder, denn anders als im Roman erhält der unterschwellige Horror hier eine verstörende, real wirkende und dämonische Präsenz. Allein der Anblick der knopfaugigen, oft grimassenhaft verzerrten Gesichter überlagert visuell jene optimistische Botschaft der Geschichte, die in erster Linie an die kindliche Leserschaft gerichtet ist - Sei stark, sei furchtlos, sei dir treu und gib nicht auf, dann kannst du jedes Problem überwinden! - und erzeugt ein beständiges Gefühl der Beklemmung und Vorahnung von etwas unsagbar Bösem, das allerdings nicht explizit in Erscheinung tritt. Der Grundplot der Gaiman'schen Geschichte, die Reise in eine Anderswelt durch geheime Türen im nahen Umfeld, ist alles andere als neu und findet sich bspw. in den Alice-Geschichten Lewis Carrolls oder in George MacDonalds Roman „Lilith“ - um nur zwei Autoren zu nennen. Da es sich aber um eine archetypische Idee handelt - die Angst vor dem Unbekannten, das im Vertrauten lauert -, ist dieser Ansatz zeitlos und kann immer wieder neu beschrieben, ausgeschmückt oder verarbeitet werden, ohne dass er per se langweilig wird. Gaimans Coraline ist ganz ein (idealisiertes) Kind unserer Zeit: emanzipiert von tradierten Rollenklischees, selbstbewusst in der Artikulation ihrer Wünsche, gewieft im Umgang mit der modernen Technik, neugierig und kaum aggressiv. Auf Grund ihres Mutes und ihrer natürlichen emotionalen Stärke in Situationen, die die meisten Erwachsenen mit Furcht erfüllten, dient sie jedoch nicht nur Kindern als Projektionsfläche, sondern eben auch reiferen Lesern, welche die Bösartigkeit der Anderen gänzlich durchschauen bzw. zu durchschauen glauben. Die Story selbst lebt – wie so viele Geschichten Gaimans – von skurrilen Charakteren, die sich in bizarren Situationen wiederfinden, von mythologischen Reminiszenzen – hier bspw. die Bedeutung des Essens in der Anderswelt – und von vielen kleinen Weisheiten und Wahrheiten, die man zwar in der Regel schon kennt, die man jedoch oft genug verdrängt oder vergisst. Wenn Coraline einem dämonischen Wesen entgegnet, „Ich will gar nicht, was immer ich will. Niemand will das. Nicht im Ernst. Wo bliebe da der Spaß, wenn ich immer alles bekomme, was ich haben will?“, dann sind die meisten Leser geneigt, dem verstandesgemäß zuzustimmen, selbst wenn das Gierige in ihnen nach Allem schreit. Fazit: Ein unheimliches, spannendes Märchen von einem starken Mädchen; fesselnd adaptiert und visualisiert von P. Craig Russell. Trotz des Fehlens von expliziter Gewalt für Kinder nur bedingt geeignet.

Coraline Jones zieht mit ihren Eltern in eine malerische, im Grünen gelegene Villa. Das im viktorianischen Stil erbaute Haus ist für eine Familie allerdings zu groß, so dass sich die Jones' ihr neues Heim mit anderen Mitbewohnern teilen. Unter ihnen wohnen zwei ältliche, freundliche Damen, Miss Spink und Miss Forcible, über ihnen, im Dachgeschoss, lebt ein älterer, verschrobener Herr, der Mäuse dressiert.

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Die Tage gehen ins Land, Coraline findet sich in ihrer neuen Umgebung problemlos zurecht, erkundet den verwilderten Garten, wo ihr eine schwarze Katze über den Weg läuft, und spielt die Spiele, die Kinder gewöhnlich spielen, wenn sie ohne ihresgleichen sind. Doch dann kommt der kühle Sommer und mit ihm Regen und Langeweile. Coraline beschließt das Haus zu erkunden, findet eine zugemauerte Tür und erhält dubiose Warnungen von den älteren Mitbewohnern.

Eines Tages, das Mädchen ist allein zu Hause, öffnet es die Tür mit einem besonderen Schlüssel, die Mauer ist fort und ein Weg in die Dunkelheit liegt vor ihm. Mutig begibt sich Coraline in die Finsternis und findet sich unversehens in ihrer neuen alten Wohnung wieder.

Doch etwas ist anders: die Bewohner des Hauses, ihre anderen Eltern sowie die drei anderen Alten! An Stelle ihrer Augen sitzen schwarze Knöpfe und ihre Proportionen sind in Teilen unstimmig, die Hände zu lang, die Zähne zu groß und die Gesichter zu eingefallen, zu jung oder zu rund. Coralines Furcht hält sich allerdings in Grenzen, denn diese Wesen sind augenscheinlich freundlich, das Essen, das ihre andere Mutter kocht, ist traumhaft und im Kinderzimmer warten die fantastischten Spielsachen auf sie.

Während Coraline die Umgebung durchstreift, begegnet ihr wieder die schwarze Katze, die auf dieser Seite der Tür jedoch sprechen kann und die das Mädchen warnt. Als ihr dann die anderen Eltern das Angebot machen, die Augen durch schwarze Knöpfe zu ersetzen, verlässt Coraline flugs das seltsame Haus, um sich in vertrauter Umgebung wiederzufinden. Eigentlich ist hier alles so wie vorher bis auf die Tatsache, dass ihre echten Eltern verschwunden sind.

Der Hilferuf des Abbildes ihrer Mutter in einem Spiegel veranlasst das Kind, in die fremdartige Welt zurückzukehren, um die echten Eltern dort zu suchen. Zwar wird Coraline von ihrer anderen Mutter freudig empfangen, doch schnell zeigt sich, dass die Wesen dieser Anderswelt nichts Freundliches im Sinn haben. Da dem Mädchen dann auch noch die Rückkehr in die reale Welt verwehrt wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein riskantes Spiel zu wagen, ein Spiel in dem Coraline der Preis ist und in dem es darum geht, die Eltern zu finden sowie die Herzen von drei toten Kindern, welche die Hexe Jahre zuvor gestohlen hat und die Kleinen dadurch zu einer geisterhaften Existenz verdammte – ein Schicksal, das auch Coraline droht.

Die Suche ist gefahrvoll, denn es gibt weitere Wesen in dieser Welt, die Coraline nicht freundlich gesonnen sind, doch sie ist nicht allein: die schwarze Katze erweist sich als vertrauenswürdiger und weiser Ratgeber.

„Coraline“ basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuch des britischen Superstars der gehaltvollen Fantasy und des intelligenten Geschichtenerzählens, Neil Gaiman. Mit Philip Craig Russell hat sich ein Autor und Zeichner des Stoffes angenommen, der nicht zuletzt auf Grund der Anzahl seiner Auszeichnungen und Preise fraglos zu den herausragendsten Künstlern der Comic-Szene zählt. Dem gemeinsamen Wirken zweier solcher Koryphäen kann kaum etwas anderes als ein Werk entspringen, welches – wie Coraline – seinen Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht.

Ganz sicher ist das Comic trotz des grundsätzlich sehr offenen, klaren Zeichenstils Craigs und der freundlichen, pastellenen Koloration Kindzierskis, die auch von Kindern verstanden werden, kein Buch für Kinder, denn anders als im Roman erhält der unterschwellige Horror hier eine verstörende, real wirkende und dämonische Präsenz. Allein der Anblick der knopfaugigen, oft grimassenhaft verzerrten Gesichter überlagert visuell jene optimistische Botschaft der Geschichte, die in erster Linie an die kindliche Leserschaft gerichtet ist - Sei stark, sei furchtlos, sei dir treu und gib nicht auf, dann kannst du jedes Problem überwinden! - und erzeugt ein beständiges Gefühl der Beklemmung und Vorahnung von etwas unsagbar Bösem, das allerdings nicht explizit in Erscheinung tritt.

Der Grundplot der Gaiman'schen Geschichte, die Reise in eine Anderswelt durch geheime Türen im nahen Umfeld, ist alles andere als neu und findet sich bspw. in den Alice-Geschichten Lewis Carrolls oder in George MacDonalds Roman „Lilith“ - um nur zwei Autoren zu nennen. Da es sich aber um eine archetypische Idee handelt - die Angst vor dem Unbekannten, das im Vertrauten lauert -, ist dieser Ansatz zeitlos und kann immer wieder neu beschrieben, ausgeschmückt oder verarbeitet werden, ohne dass er per se langweilig wird.

Gaimans Coraline ist ganz ein (idealisiertes) Kind unserer Zeit: emanzipiert von tradierten Rollenklischees, selbstbewusst in der Artikulation ihrer Wünsche, gewieft im Umgang mit der modernen Technik, neugierig und kaum aggressiv. Auf Grund ihres Mutes und ihrer natürlichen emotionalen Stärke in Situationen, die die meisten Erwachsenen mit Furcht erfüllten, dient sie jedoch nicht nur Kindern als Projektionsfläche, sondern eben auch reiferen Lesern, welche die Bösartigkeit der Anderen gänzlich durchschauen bzw. zu durchschauen glauben.

Die Story selbst lebt – wie so viele Geschichten Gaimans – von skurrilen Charakteren, die sich in bizarren Situationen wiederfinden, von mythologischen Reminiszenzen – hier bspw. die Bedeutung des Essens in der Anderswelt – und von vielen kleinen Weisheiten und Wahrheiten, die man zwar in der Regel schon kennt, die man jedoch oft genug verdrängt oder vergisst. Wenn Coraline einem dämonischen Wesen entgegnet, „Ich will gar nicht, was immer ich will. Niemand will das. Nicht im Ernst. Wo bliebe da der Spaß, wenn ich immer alles bekomme, was ich haben will?“, dann sind die meisten Leser geneigt, dem verstandesgemäß zuzustimmen, selbst wenn das Gierige in ihnen nach Allem schreit.

Fazit: Ein unheimliches, spannendes Märchen von einem starken Mädchen; fesselnd adaptiert und visualisiert von P. Craig Russell. Trotz des Fehlens von expliziter Gewalt für Kinder nur bedingt geeignet.

geschrieben am 23.03.2009 | 961 Wörter | 5380 Zeichen

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