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Bianca


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Bianca Knapp über 130 Seiten sollten schnell gelesen sein, denkt man, aber die liebe Bianca ist sperriger als man es erwartet hätte. Es handelt sich um ein 12-jähriges Mädchen, das mitten auf dem Sprung in die Pubertät ist und noch dazu in komplizierten, man möchte es fast anstrengenden Familienverhältnissen lebt: die Mutter ist mit dem herzkranken jüngeren Bruder Alan hinreichend überfordert, Bianca wird als schwierig abgestempelt, zum getrennt lebenden Vater und dessen neuer Lebensgefährtin kann sie auch nicht so oft und regelmäßig wie sie möchte, weil sie auch dort mit ihrer Art aneckt. Wenn man sich dann aber ein wenig in ihr durch die Dialoge und kurzen inneren Monologe geprägtes Psychogramm hineinliest, stellt man fest, dass es sich keineswegs um ein besonders sperriges Kind handelt, auch kein besonders schwieriges, sondern nur um ein Mädchen, das Zeit und Zuwendung braucht und mit sich selbst ins Reine kommen muss – der Klassiker des Erwachsenwerdens. Sie kann es niemandem Recht machen, hadert mit sich und ihrer Familie, kann die in ihrem Kopf rasenden Antwortalternativen nicht passend und passabel zur Situation aus ihrem Mund fließen lassen und schweigt deshalb öfter als nötig und auch öfter als es ihr gut tun würde. Selbst als die Mutter eine bekannte Schauspielerin zu sich nach Hause einlädt, deren größter Fan Bianca ist, kann sie aus ihrer Vermeidungshaltung nicht ausbrechen, die sich zu einer Haltung, nicht gewollt und überflüssig zu sein, hineinsteigert, gerade als Alan wieder einen seiner Anfälle bekommt. Bestimmte Dinge lassen sich dann nicht mehr korrigieren, aber Bianca gibt sich auf ihre Art einen Ruck, um die Verhältnisse zu Mutter und Vater wieder zu verbessern. Man würde sich wünschen, ihr bei den erhofften Erfolgen auch beiwohnen zu können, nachdem man zuvor ihre inneren Zwiespalte hat kennen lernen müssen. Das Buch ist keine einfache Lektüre, aber es ist intensiv und ein grandios gelungenes Abbild der inneren Gefühlszerrissenheit und sprachlichen Hilflosigkeit, die Kinder in der Pubertät heimsucht. Die dabei gefundenen Sätze und Wortbilder sind zum Teil erschütternd, gerade weil sie so gar nicht zu der phlegmatisch-vermeidenden Art von Bianca zu passen scheinen. Was man nicht findet, sind programmatische Lösungsstrategien oder Heile-Welt-Gedöns. Sondern echte Probleme aufeinander angewiesener Menschen, die sich nur durch Kommunikation, gegenseitiges Achtgeben und gegenseitige Offenheit hinsichtlich der füreinander empfundenen Liebe und Sympathie beseitigen oder wenigstens verbessern lassen. Das allein schon ist ein schöner und lohnenswerter Ansatz für viele gestresste Eltern-Kind-Beziehungen.

Knapp über 130 Seiten sollten schnell gelesen sein, denkt man, aber die liebe Bianca ist sperriger als man es erwartet hätte. Es handelt sich um ein 12-jähriges Mädchen, das mitten auf dem Sprung in die Pubertät ist und noch dazu in komplizierten, man möchte es fast anstrengenden Familienverhältnissen lebt: die Mutter ist mit dem herzkranken jüngeren Bruder Alan hinreichend überfordert, Bianca wird als schwierig abgestempelt, zum getrennt lebenden Vater und dessen neuer Lebensgefährtin kann sie auch nicht so oft und regelmäßig wie sie möchte, weil sie auch dort mit ihrer Art aneckt.

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Wenn man sich dann aber ein wenig in ihr durch die Dialoge und kurzen inneren Monologe geprägtes Psychogramm hineinliest, stellt man fest, dass es sich keineswegs um ein besonders sperriges Kind handelt, auch kein besonders schwieriges, sondern nur um ein Mädchen, das Zeit und Zuwendung braucht und mit sich selbst ins Reine kommen muss – der Klassiker des Erwachsenwerdens. Sie kann es niemandem Recht machen, hadert mit sich und ihrer Familie, kann die in ihrem Kopf rasenden Antwortalternativen nicht passend und passabel zur Situation aus ihrem Mund fließen lassen und schweigt deshalb öfter als nötig und auch öfter als es ihr gut tun würde.

Selbst als die Mutter eine bekannte Schauspielerin zu sich nach Hause einlädt, deren größter Fan Bianca ist, kann sie aus ihrer Vermeidungshaltung nicht ausbrechen, die sich zu einer Haltung, nicht gewollt und überflüssig zu sein, hineinsteigert, gerade als Alan wieder einen seiner Anfälle bekommt.

Bestimmte Dinge lassen sich dann nicht mehr korrigieren, aber Bianca gibt sich auf ihre Art einen Ruck, um die Verhältnisse zu Mutter und Vater wieder zu verbessern. Man würde sich wünschen, ihr bei den erhofften Erfolgen auch beiwohnen zu können, nachdem man zuvor ihre inneren Zwiespalte hat kennen lernen müssen.

Das Buch ist keine einfache Lektüre, aber es ist intensiv und ein grandios gelungenes Abbild der inneren Gefühlszerrissenheit und sprachlichen Hilflosigkeit, die Kinder in der Pubertät heimsucht. Die dabei gefundenen Sätze und Wortbilder sind zum Teil erschütternd, gerade weil sie so gar nicht zu der phlegmatisch-vermeidenden Art von Bianca zu passen scheinen. Was man nicht findet, sind programmatische Lösungsstrategien oder Heile-Welt-Gedöns. Sondern echte Probleme aufeinander angewiesener Menschen, die sich nur durch Kommunikation, gegenseitiges Achtgeben und gegenseitige Offenheit hinsichtlich der füreinander empfundenen Liebe und Sympathie beseitigen oder wenigstens verbessern lassen. Das allein schon ist ein schöner und lohnenswerter Ansatz für viele gestresste Eltern-Kind-Beziehungen.

geschrieben am 12.07.2020 | 392 Wörter | 2264 Zeichen

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