
| ISBN | 378556483X | |
| Autor | Stephen Cole | |
| Verlag | Loewe Verlag | |
| Sprache | deutsch | |
| Seiten | 415 | |
| Erscheinungsjahr | 2009 | |
| Extras | - |

Stephen Cole wurde 1971 in Großbritannien geboren. Er studierte Englische Literatur und Film an der University of East Anglia und schloss mit Auszeichnung ab. Danach arbeitete er für BBC, unter anderem als Chefredakteur bei BBC Worldwide. Heute hat er sein eigenes Unternehmen und ist freier Autor. „Snakeroot“ ist der Auftakt zu einer Jugendbuchreihe, deren dritter Band bereits auf Englisch erschienen ist. In Deutschland sind die ersten beiden Bände erhältlich.

Jonah Wish ist siebzehn Jahre alt und sitzt wegen Computerkriminalität und Diebstahl im Gefängnis. Plötzlich tauchen vier Jugendliche auf und befreien ihn in einer Nacht- und Nebelaktion. Sie bringen ihn in ein luxuriöses Anwesen, wo ihm Nathanael Coldhardt vorgestellt wird, ein Geschätsmann und Abenteurer. Er sucht Jugendliche mit besonderen Talenten, die ihm bei seiner Suche nach legendären oder historisch bedeutsamen Artefakten helfen. Diese sammelt er von der Straße oder eben aus Gefängnissen auf, da niemand sie vermissen wird, und gibt ihnen bei sich ein neues Zuhause. Da ihm Jonah mit seiner Begabung, schwierige Codes zu knacken, ins Augen gefallen ist, hat er die anderen vier geschickt, um Jonah zu befreien. Denn nun hat er einen neuen Auftrag für die Jugendlichen: Sie sollen die geheimnisvolle Snakeroot finden, die das Leben angeblich um ein Vielfaches verlängern kann, bevor seine Gegner es tun. Doch Angst und Zweifel lassen Jonah zögern, den endgültigen Schritt auf die andere Seite des Gesetzes zu machen.
Die meisten Altersempfehlungen für dieses Buch liegen zwischen 12 und 13 Jahren. Das kann ich nicht bestätigen. Demnach ist auch ein Vergleich mit ähnlichen Büchern wie etwa der „Alex Rider“-Rider meiner Meinung nach eher unangemessen. Zwar fallen die beiden in dieselbe Kategorie, aber während „Alex Rider“ und ähnliche Bücher doch eher für Jüngere sind, gefällt „Snakeroot“ sicher auch 16- bis 18-Jährigen, die sich für das Genre interessieren. Auch „Indiana Jones“-Liebhaber kommen hier auf ihre Kosten, denn „Snakeroot“ ist gewissermaßen eine Kreuzung aus Action- und Abenteuerroman. Zu Beginn deuten die Szenen eher auf Action hin, während der Hintergrund – die Suche nach der Snakeroot – schon eindeutige Elemente eines Abenteuerromans aufweist. Der Showdown findet dann in einer unterirdischen Höhle statt, was eindeutig mehr den Abenteurer-Nerv trifft. Doch während das Ende der „Indiana Jones“-Geschichten phantastisch ist, lässt diese Geschichte offen, ob man die übernatürliche oder die realistische Erklärung für die Geschehnisse wählte.
Nach den ersten fünfzig Seiten stand ich der Geschichte noch sehr skeptisch gegenüber. Die Adoption der Kinder durch Coldhardt, der sie als Diebe für sich arbeiten lässt, erscheint im ersten Moment nicht besonders originell, eigentlich schon regelrecht kitschig. Doch man muss sich einfach darauf einlassen. Von diesem Kriterium sollte man sich nicht abhalten lassen, das Buch zu lesen, denn es beeinflusst den Rest der Geschichte kaum und kann locker überlesen werden.
Die gesamte Geschichte baut weniger auf reißerischer Action und Knalleffekten als verwandte Bücher. Vielmehr werden ausgetüftelte Einbrüche oder Befreiungsaktionen durchgeführt, bei denen eine angespannte Atmosphäre entsteht, die wesentlich nervenaufreibender ist als eine gehetzte Verfolgungsjagd (Aber natürlich gibt es auch mal eine ordentliche Explosion).
Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen in „Snakeroot“ eine wesentlich größere Rolle als für das Genre üblich. Natürlich gibt es auch eine Liebesbeziehung und zwischendurch einen heftigen Streit, aber damit ist es hier nicht getan. Cole scheint sich als Erster ernsthaft damit auseinanderzusetzen, was es überhaupt für Kinder oder Jugendliche bedeuten würde, als Spione oder Einbrecher zu arbeiten. Während andere junge Actionhelden jeden Schrecken locker verkraften und ihre Angst oder Verwirrung höchstens durch die eine oder andere rhetorische Frage zwischendurch zum Ausdruck gebracht wird, legt Cole großen Wert darauf, die Gefühle insbesondere des Protagonisten Jonah zu beschreiben. Gerade diese Tatsache dürfte wohl auch eher etwas ältere Leser ansprechen.
Die Sprache ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Besonders für die wörtliche Rede der Jugendlichen hat Cole genau den richtigen Ausgleich zwischen moderner Jugendsprache und dem gefunden, was man tatsächlich niederschreiben kann, sodass die Sprache zwar überzeugend ist, aber nicht zu sehr in den „Jugendslang“ verfällt. Außerdem haben die Jugendlichen oft unglaublich gute Sprüche parat, mit denen Cole das Genre an sich teilweise ein wenig zu parodieren scheint. Jede Menge Lacher sind auf jeden Fall garantiert und durch die witzigen Kommentare kann sich der Leser unheimlich schnell mit den Charakteren identifizieren und sie werden einem trotz – oder gerade wegen – ihrer kleinen Schwächen sehr sympathisch.
Umso bedauernswerter fand ich, dass die Gegenspieler nur eine sehr geringe Rolle spielen. Es werden eigentlich niemals Szenen geschildert, in denen die Feinde unter sich sind. Sie kommen nur vor, wenn die Guten gerade auf sie treffen und auch diese Passagen sind extrem kurz und selten. Lediglich am Showdown tauchen auch die Bösen etwas mehr auf, aber man erfährt doch sehr wenig über sie.
Die gesamte Geschichte ist gut durchdacht. Sie ist voller überraschender Wendungen und spannender Höhepunkte. Dabei geschieht nichts aus einer Schicksalsfügung heraus oder weil derjenige „dazu auserwählt“ ist, sondern alle Handlungen der einzelnen Figuren basieren auf teilweise wirklich gut verschleierten Motiven, die logisch und nachvollziehbar sind.
Leider ist das Buch viel zu kurz. Es besteht zwar aus über 400 Seiten, aber die Schrift ist sehr groß, sodass sich das Buch sehr schnell durchlesen lässt. Kaum hat man sich in die Handlung eingedacht, da ist sie auch schon an ihrem Höhepunkt angelangt und dann ist es vorbei.
Fazit: Ein geniales Buch für alle, die Actionromane mögen, aber zwischen dem „Alex Rider“-Alter und den Erwachsenenromanen stecken, sowie für alle Abenteuerfans. Die Geschichte ist spannend, logisch und witzig geschrieben. Was will man mehr? Eine Fortsetzung!
geschrieben am 01.06.2010 | 900 Wörter | 5386 Zeichen
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