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Das Vermächtnis unsrer Väter


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Das Vermächtnis unsrer Väter Der Roman von Rebecca Wait greift gleich mehrere höchst spannende Themenkomplexe heraus, die sich gut dazu eignen, menschlichen Abgründen auf die Spur zu kommen: zunächst die biologische bzw. pädagogische Determination von Kindern: wieviel Einfluss haben die Gene, wieviel die äußeren Einflüsse auf den Charakter eines Kindes? Wird es automatisch zum Ebenbild seiner Eltern, mglw. nur eines Elternteils oder ist sein Charakter anderweitig prägbar? Diese Problematik kommt schon im (deutschen) Titel des Romans zum Tragen, der vom „Vermächtnis unserer Väter“ spricht. Darüber hinaus geht es aber auch um den Umgang mit familiären Schicksalsschlägen und einem Verbrechen, um den Umgang mit (gefühlter) Schuld, ebenso aber um die Fähigkeit seine Leben im manchmal unlösbaren Konflikt zwischen Empfindungen und Erstarrung im Pflichtenkorsett zu führen und Auswege zu suchen. Dadurch dass Wait die Szenerie auf eine nur minimal besiedelte Insel der schottischen Hebriden verlegt, haben die Protagonisten tatsächlich nur wenige Veränderungsmöglichkeiten: jeder kennt jeden, man will aber keinen Ärger, sodass das zentrale Ereignis des Romans, die Auslöschung einer Familie durch den Vater, der nur der Protagonist Tommy entkommt, von den Inselbewohnern als völlig überraschend wahrgenommen und so erfolgreich verdrängt wird. Dies hindert auch die durchaus unangenehme Selbstbefragung, ob man nicht Anzeichen des psychopathisch kontrollwütigen Vaters früher hätte wahrnehmen und Mutter und Kindern hätte helfen müssen. Dass diese Fragen alle wieder an die Oberfläche gespült werden, liegt daran, dass Tommy nach Jahren wieder wie aus dem Nichts auf der Insel erscheint, bei seinem Onkel Malcolm Quartier bezieht und alle Inselbewohner hochgradig verwirrt sind, was der Junge hier will. Tommy weiß es offenbar selbst nicht so richtig, aber das Ereignis hat sein Leben komplett aus den Fugen geraten lassen, sodass er trotz Beziehung, Studiums und Job nie ganz von den schrecklichen Erinnerungen losgekommen ist. Er bemerkt aber sukzessive, dass die Vorwürfe, die er sich stets gemacht hat, nämlich den Mord des Vaters ausgelöst und dazu seinen Bruder Nicky nicht gerettet zu haben, nicht mit den realen Ereignissen zeitlich in Übereinstimmung zu bringen sind. Was mich an dem Roman langweilt, ist die Langatmigkeit, das Abgleiten auf Nebenkriegsschauplätze und die zu offene Schlusserzählung. Die Charaktere zeichnen sich alle so sehr durch Vermeiden und Nicht-Aktivitäten aus, dass man sie irgendwann schütteln möchte. Das Verharren im ungeliebten Ist ohne nennenswerten Versuch auszubrechen oder das Wesentliche endlich einmal auf den Tisch zu bringen, ist zwar allzu menschlich, macht aber einen Roman von immerhin 334 Seiten ein wenig blutleer. Weder werden alle Details des Mordes aufgeklärt noch ergeben die vielen Rückblenden auf die Beziehung von Tommys Eltern zu ihren eigenen Eltern wirklich Sinn für den Gesamtkontext des Romans. Und Tommys Entscheidung am Ende lässt den Leser eher ratlos zurück. Der Eindruck bleibt am Ende also ein wenig schal, man hätte mehr aus der Story machen können. Trotzdem liest sich der Roman angenehm, die Figuren sind in sich glaubwürdig und einige sprachliche Leckerbissen warten in den Kapiteln, starke Ausdrücke, die schön im Kopf widerhallen und die Lektüre kurz innehalten lassen.

Der Roman von Rebecca Wait greift gleich mehrere höchst spannende Themenkomplexe heraus, die sich gut dazu eignen, menschlichen Abgründen auf die Spur zu kommen: zunächst die biologische bzw. pädagogische Determination von Kindern: wieviel Einfluss haben die Gene, wieviel die äußeren Einflüsse auf den Charakter eines Kindes? Wird es automatisch zum Ebenbild seiner Eltern, mglw. nur eines Elternteils oder ist sein Charakter anderweitig prägbar? Diese Problematik kommt schon im (deutschen) Titel des Romans zum Tragen, der vom „Vermächtnis unserer Väter“ spricht. Darüber hinaus geht es aber auch um den Umgang mit familiären Schicksalsschlägen und einem Verbrechen, um den Umgang mit (gefühlter) Schuld, ebenso aber um die Fähigkeit seine Leben im manchmal unlösbaren Konflikt zwischen Empfindungen und Erstarrung im Pflichtenkorsett zu führen und Auswege zu suchen.

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Dadurch dass Wait die Szenerie auf eine nur minimal besiedelte Insel der schottischen Hebriden verlegt, haben die Protagonisten tatsächlich nur wenige Veränderungsmöglichkeiten: jeder kennt jeden, man will aber keinen Ärger, sodass das zentrale Ereignis des Romans, die Auslöschung einer Familie durch den Vater, der nur der Protagonist Tommy entkommt, von den Inselbewohnern als völlig überraschend wahrgenommen und so erfolgreich verdrängt wird. Dies hindert auch die durchaus unangenehme Selbstbefragung, ob man nicht Anzeichen des psychopathisch kontrollwütigen Vaters früher hätte wahrnehmen und Mutter und Kindern hätte helfen müssen. Dass diese Fragen alle wieder an die Oberfläche gespült werden, liegt daran, dass Tommy nach Jahren wieder wie aus dem Nichts auf der Insel erscheint, bei seinem Onkel Malcolm Quartier bezieht und alle Inselbewohner hochgradig verwirrt sind, was der Junge hier will. Tommy weiß es offenbar selbst nicht so richtig, aber das Ereignis hat sein Leben komplett aus den Fugen geraten lassen, sodass er trotz Beziehung, Studiums und Job nie ganz von den schrecklichen Erinnerungen losgekommen ist. Er bemerkt aber sukzessive, dass die Vorwürfe, die er sich stets gemacht hat, nämlich den Mord des Vaters ausgelöst und dazu seinen Bruder Nicky nicht gerettet zu haben, nicht mit den realen Ereignissen zeitlich in Übereinstimmung zu bringen sind.

Was mich an dem Roman langweilt, ist die Langatmigkeit, das Abgleiten auf Nebenkriegsschauplätze und die zu offene Schlusserzählung. Die Charaktere zeichnen sich alle so sehr durch Vermeiden und Nicht-Aktivitäten aus, dass man sie irgendwann schütteln möchte. Das Verharren im ungeliebten Ist ohne nennenswerten Versuch auszubrechen oder das Wesentliche endlich einmal auf den Tisch zu bringen, ist zwar allzu menschlich, macht aber einen Roman von immerhin 334 Seiten ein wenig blutleer. Weder werden alle Details des Mordes aufgeklärt noch ergeben die vielen Rückblenden auf die Beziehung von Tommys Eltern zu ihren eigenen Eltern wirklich Sinn für den Gesamtkontext des Romans. Und Tommys Entscheidung am Ende lässt den Leser eher ratlos zurück.

Der Eindruck bleibt am Ende also ein wenig schal, man hätte mehr aus der Story machen können. Trotzdem liest sich der Roman angenehm, die Figuren sind in sich glaubwürdig und einige sprachliche Leckerbissen warten in den Kapiteln, starke Ausdrücke, die schön im Kopf widerhallen und die Lektüre kurz innehalten lassen.

geschrieben am 15.12.2019 | 486 Wörter | 2834 Zeichen

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