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Geschichte der deutschen Länder. Entwicklungen und Traditionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart


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Rezension von

Hiram Kümper

Geschichte der deutschen Länder. Entwicklungen und Traditionen vom Mittelalter bis zur Gegenwart Die deutschen Länder sind – das weiß heute zwar (aus leidlich anderen und oft genug beklagten Gründen) nicht mehr jedes Schulkind, aber doch jeder politisch wache Bürger – kein gewachsenes Kontinuum aus alten Tagen, sondern erst nach dem zweiten Weltkrieg, in der Hauptsache auf Initiative der Alliierten entstanden. Und so mag es verwundern, wenn die just im Münsteraner Aschendorff-Verlag erschienene ‚Geschichte der deutschen Länder’ tatsächlich den Anspruch einer Darstellung „vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ erhebt. Gemeinsamer Dreh- und Angelpunkt ist das föderative Strukturelement, das die Herausgeber als ein zwar immer wieder auszutarierendes, insgesamt aber doch mit recht ausbalancierter Konstanz etwaigen Zentralisierungstendenzen in der deutschen Geschichte gegenüber stehendes ansehen. Es geht also, wiederum ganz wie’s der Untertitel verspricht, um „Entwicklungen und“ – ich ergänze in diesem Fall: vor allem – „Traditionen“, die bereits weit vor der bundesrepublikanischen Förderalstruktur angelegt waren. Das macht den Länderbegriff natürlich umso problematischer, könnte man doch ebenso gut und vielleicht gar mit mehr Recht von einer Geschichte der deutschen Regionen oder (trotz der allfälligen Besetzung des Begriffs) Kulturräume sprechen. Denn das ist das erklärte Ziel des Bandes: Die regional so unterschiedlichen und doch oftmals so markanten Mentalitäten und traditionelle Besonderheiten „im geschichtlichen Zusammenhang erklärbar und nachvollziehbar“ (Klappentext) zu machen. Die Bundesländer geraten da allerdings zum heuristisch kaum umgehbaren Rahmen, wagt man den Spagat zwischen landes- und regionalgeschichtlichen Detailbetrachtungen und diachroner, kultur- und mentalitätsgeschichtlich orientierter Synthese mit erklärtem Blick auf die Gegenwart und Mut zum großen Pinselstrich. Dieser Spagat, das muss insgesamt festgestellt werden, ist den Autoren des vorliegenden Bandes mit erstaunlich geringen Dehnungsschmerzen gelungen. Verknappung tut bei einem solchen Projekt Not und leider trifft sie in diesem Fall beinahe durchgängig die Zeit vor der französischen Revolution. So wird sich beispielsweise der westfälische Landeshistoriker entrüsten mögen, auf welch geringem Raum die zentrale Rolle des klevisch-jülisch-bergischen Herzogtums für den noch bis weit in die Nachkriegszeit hineinreichenden, sehr speziellen rheinisch-westfälischen Konfessionalismus angedeutet wird. Diese im Hinblick auf den Umfang der Darstellung notwendigen ‚Sparmaßnahmen’ müssen aber in die Entscheidung des Verfassers gestellt werden und sind durchweg mit Bedacht gewählt. Die souverän und verständlich verfassten Beiträge vermitteln ein umfassendes und durchaus auch farbenfrohes Bild, das die Leitlinie der politischen Geschichte stets auch rückzubinden sucht an Fragen nach Mentalitäten und kulturellen Traditionen. Ergänzt wird die Darstellung durch einen hilfreichen Tabellen- und Kartenteil zur politischen Geschichte Deutschlands (S. 407-445), ein Register aber lässt der umfangreiche Band allzu schmerzlich vermissen. Die ‚Geschichte der deutschen Länder’ ist zugleich als Lizenzausgabe über die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung zu beziehen. Aber nicht nur als Handbuch für Schüler und Studierende, sondern auch als lehrreiche und interessante Lektüre für historische Interessierte wird der vorliegende Band ein Gewinn sein.

Die deutschen Länder sind – das weiß heute zwar (aus leidlich anderen und oft genug beklagten Gründen) nicht mehr jedes Schulkind, aber doch jeder politisch wache Bürger – kein gewachsenes Kontinuum aus alten Tagen, sondern erst nach dem zweiten Weltkrieg, in der Hauptsache auf Initiative der Alliierten entstanden. Und so mag es verwundern, wenn die just im Münsteraner Aschendorff-Verlag erschienene ‚Geschichte der deutschen Länder’ tatsächlich den Anspruch einer Darstellung „vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ erhebt.

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Gemeinsamer Dreh- und Angelpunkt ist das föderative Strukturelement, das die Herausgeber als ein zwar immer wieder auszutarierendes, insgesamt aber doch mit recht ausbalancierter Konstanz etwaigen Zentralisierungstendenzen in der deutschen Geschichte gegenüber stehendes ansehen. Es geht also, wiederum ganz wie’s der Untertitel verspricht, um „Entwicklungen und“ – ich ergänze in diesem Fall: vor allem – „Traditionen“, die bereits weit vor der bundesrepublikanischen Förderalstruktur angelegt waren.

Das macht den Länderbegriff natürlich umso problematischer, könnte man doch ebenso gut und vielleicht gar mit mehr Recht von einer Geschichte der deutschen Regionen oder (trotz der allfälligen Besetzung des Begriffs) Kulturräume sprechen. Denn das ist das erklärte Ziel des Bandes: Die regional so unterschiedlichen und doch oftmals so markanten Mentalitäten und traditionelle Besonderheiten „im geschichtlichen Zusammenhang erklärbar und nachvollziehbar“ (Klappentext) zu machen. Die Bundesländer geraten da allerdings zum heuristisch kaum umgehbaren Rahmen, wagt man den Spagat zwischen landes- und regionalgeschichtlichen Detailbetrachtungen und diachroner, kultur- und mentalitätsgeschichtlich orientierter Synthese mit erklärtem Blick auf die Gegenwart und Mut zum großen Pinselstrich.

Dieser Spagat, das muss insgesamt festgestellt werden, ist den Autoren des vorliegenden Bandes mit erstaunlich geringen Dehnungsschmerzen gelungen. Verknappung tut bei einem solchen Projekt Not und leider trifft sie in diesem Fall beinahe durchgängig die Zeit vor der französischen Revolution. So wird sich beispielsweise der westfälische Landeshistoriker entrüsten mögen, auf welch geringem Raum die zentrale Rolle des klevisch-jülisch-bergischen Herzogtums für den noch bis weit in die Nachkriegszeit hineinreichenden, sehr speziellen rheinisch-westfälischen Konfessionalismus angedeutet wird. Diese im Hinblick auf den Umfang der Darstellung notwendigen ‚Sparmaßnahmen’ müssen aber in die Entscheidung des Verfassers gestellt werden und sind durchweg mit Bedacht gewählt.

Die souverän und verständlich verfassten Beiträge vermitteln ein umfassendes und durchaus auch farbenfrohes Bild, das die Leitlinie der politischen Geschichte stets auch rückzubinden sucht an Fragen nach Mentalitäten und kulturellen Traditionen. Ergänzt wird die Darstellung durch einen hilfreichen Tabellen- und Kartenteil zur politischen Geschichte Deutschlands (S. 407-445), ein Register aber lässt der umfangreiche Band allzu schmerzlich vermissen.

Die ‚Geschichte der deutschen Länder’ ist zugleich als Lizenzausgabe über die brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung zu beziehen. Aber nicht nur als Handbuch für Schüler und Studierende, sondern auch als lehrreiche und interessante Lektüre für historische Interessierte wird der vorliegende Band ein Gewinn sein.

geschrieben am 04.02.2006 | 439 Wörter | 2935 Zeichen

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