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Die Architekten des Imperiums


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Rezension von

Adrian Witt

Die Architekten des Imperiums Das Römische Reich, das mit der sagenhaften Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr. seinen Anfang nahm und je nach Perspektive bis ins Jahr 476 n. Chr. (Weströmisches Reich) bzw. 1453 n. Chr. (Byzantinisches Reich) existiert hat, hat seine Größe und seinen Erfolg maßgeblich der Schlagkraft und Disziplin seiner Legionen zu verdanken. Was die Soldaten über die Jahrhunderte an Leistungen erbracht haben, steht im allgemeinen Bewusstsein und ist bestens dokumentiert. Weniger bekannt dürfte allerdings sein, dass die Soldaten Roms in Friedenszeiten deutlich härter arbeiten mussten. Mit dem römischen Heer assoziiert man in erster Linie gewaltige Schlachten, wie jene bei Cannae gegen den karthagischen Heerführer Hannibal Barkas im Jahr 216 v. Chr. oder der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr., die das Ende der römischen Bemühung einleitete, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe zu einer Provinz des Römischen Reiches zu machen. Vielleicht auch noch seine Rolle bei der Ausrufung einer der Soldatenkaiser oder die Sicherung der gewaltigen Grenzen und damit der Wahrung der Pax Romana, die von innerem Frieden und Stabilität des Reiches geprägt war. Eine bedeutende, oft jedoch noch weitgehend unbekannte Rolle kommt den Soldaten allerdings auch bei der Erschließung des Römischen Reiches zu, indem sie die militärische als auch zivil genutzte Infrastruktur des Imperiums schufen, die wir noch heute vielerorts bewundern können. Diese Rolle des römischen Heeres als Baumeister sowie die gewaltigen Bauwerke, die es mit einfachsten Mitteln in einer Rekordzeit errichtete, sind Gegenstand einer näheren Untersuchung, die von den französischen Autoren Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin in ihrem im wbg Philipp von Zabern Verlag erschienenen Bildband „Die Architekten des Imperiums“ vollzogen wird. Aus dem Französischen von Birgit Lamerz-Beckschäfer übersetzt, erfahren die Leser auf 176 Seiten, die von 88 farbenprächtigen Abbildungen bereichert werden, was es mit dem Entwurf, der Planung und Umsetzung großer Tief- und Hochbauprojekte in der Antike auf sich hat und wie es den Römern bereits vor über 2000 Jahren gelungen ist, der Ingenieurskunst ihren Stempel aufzudrücken. Denn die Großbauprojekte der Römer stehen jenen der Gegenwart in nichts nach. In diesem Kontext befasst sich bereits die Einleitung des Bildbandes mit der durchaus berechtigen Frage, aus welchen Gründen das römische Heer für die Errichtung unterschiedlichster Bauvorhaben herangezogen wurde. Neben dem Rückgriff auf das Expertenwissen als Architekten, Ingenieuren und Landvermessern im Dienste des Reiches spielte dabei häufig auch die Zielsetzung eine Rolle, die vielen Soldaten in Friedenszeiten beschäftigt zu halten – nicht zuletzt um den drohenden Müßiggang vorzubeugen. In den folgenden Kapiteln bekommen die Leser dagegen einen Eindruck davon vermittelt, an welchen Bauwerken die römischen Soldaten häufig beteiligt waren. Hierzu zählen Kanäle und Aquädukte, Straßen und Brücken oder aber ihr Mitwirkung bei der Gründung und Errichtung von ganzen Kolonien und Städten. Ein eigenes Kapitel ist dagegen den Bauprojekten von Kaiser Trajan an der Donau gewidmet, die den Straßen-, Brücken- und Kanalbau miteinander vereinten, bevor es abschließend um den Einsatz des römischen Heeres in Bergwerken und Steinbrüchen geht, in denen die Soldaten nicht nur die unter oft unmenschlichen Bedingungen schuftenden Sklaven und Sträfliche bewachten, sondern bisweilen auch selbst mit anpacken mussten. Weitere Einzelheiten zu diesem Themenkomplex, die sich nicht den Kategorien des Bildbandes zuordnen lassen, wie etwa der 41 Meter hohe römische Leuchtturm in La Coruna im Nordwesten Spaniens, finden sich im ausführlichen Nachwort. Wer sich für die technischen Einzelheiten des römischen Ingenieurwesens interessiert, wird mit dem vorliegenden Bildband eine große Freude haben. Dabei sind die farbenreichen Aquarellzeichnungen von Jean-Claude Golvin von außergewöhnlichem Nutzen, da sie nicht nur einen rein illustrativen Charakter haben, sondern auch eine wichtige Ergänzung zu den Ausführungen im Text darstellen. Doch auch die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge kommen im Buch nicht zu kurz. Denn die vielen schriftlichen Hinterlassenschaften, sie sich noch heute auf zahlreichen Bauwerken der Antike finden lassen, zeigen uns demonstrativ, dass die Bauwerke neben ihrem eigentlichen Zweck auch die wichtige Funktion inne hatten, die Größe des Römischen Reiches zu demonstrieren und das Prestige ihrer Herrscher zu steigern. Die römischen Legionen eroberten und beschützten über viele Jahrhunderte hinweg ein Reich, das sich zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan von Schottland im Nord, dem Persischen Golf im Osten, den Weiten der Sahara im Süden und über die Iberische Halbinsel im Westen erstreckt hat. Doch ihre Rolle als Architekten des Imperiums ist heute nur wenigen bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin all jenen Männern ein Gesicht geben, die auf den Großbaustellen des Römischen Reiches schufteten und dabei Ingenieurleistungen vollbrachten, die selbst Bauvorhaben der Moderne mitunter in den Schatten stellen. Die zahlreichen Informationen sowie die farbenprächtigen Abbildungen des Bildbandes lassen eine nicht nur längst vergessene Vergangenheit wieder lebendig werden, sondern vermitteln auch ein faszinierendes Bild vom Alltag der Truppen abseits des Kriegsgeschehens. Ein Meisterwerk, das in seiner Gesamtheit überzeugen kann und von dessen Art es deutlich mehr Publikationen geben sollte.

Das Römische Reich, das mit der sagenhaften Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr. seinen Anfang nahm und je nach Perspektive bis ins Jahr 476 n. Chr. (Weströmisches Reich) bzw. 1453 n. Chr. (Byzantinisches Reich) existiert hat, hat seine Größe und seinen Erfolg maßgeblich der Schlagkraft und Disziplin seiner Legionen zu verdanken. Was die Soldaten über die Jahrhunderte an Leistungen erbracht haben, steht im allgemeinen Bewusstsein und ist bestens dokumentiert. Weniger bekannt dürfte allerdings sein, dass die Soldaten Roms in Friedenszeiten deutlich härter arbeiten mussten.

Mit dem römischen Heer assoziiert man in erster Linie gewaltige Schlachten, wie jene bei Cannae gegen den karthagischen Heerführer Hannibal Barkas im Jahr 216 v. Chr. oder der Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr., die das Ende der römischen Bemühung einleitete, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe zu einer Provinz des Römischen Reiches zu machen. Vielleicht auch noch seine Rolle bei der Ausrufung einer der Soldatenkaiser oder die Sicherung der gewaltigen Grenzen und damit der Wahrung der Pax Romana, die von innerem Frieden und Stabilität des Reiches geprägt war. Eine bedeutende, oft jedoch noch weitgehend unbekannte Rolle kommt den Soldaten allerdings auch bei der Erschließung des Römischen Reiches zu, indem sie die militärische als auch zivil genutzte Infrastruktur des Imperiums schufen, die wir noch heute vielerorts bewundern können. Diese Rolle des römischen Heeres als Baumeister sowie die gewaltigen Bauwerke, die es mit einfachsten Mitteln in einer Rekordzeit errichtete, sind Gegenstand einer näheren Untersuchung, die von den französischen Autoren Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin in ihrem im wbg Philipp von Zabern Verlag erschienenen Bildband „Die Architekten des Imperiums“ vollzogen wird.

Aus dem Französischen von Birgit Lamerz-Beckschäfer übersetzt, erfahren die Leser auf 176 Seiten, die von 88 farbenprächtigen Abbildungen bereichert werden, was es mit dem Entwurf, der Planung und Umsetzung großer Tief- und Hochbauprojekte in der Antike auf sich hat und wie es den Römern bereits vor über 2000 Jahren gelungen ist, der Ingenieurskunst ihren Stempel aufzudrücken. Denn die Großbauprojekte der Römer stehen jenen der Gegenwart in nichts nach. In diesem Kontext befasst sich bereits die Einleitung des Bildbandes mit der durchaus berechtigen Frage, aus welchen Gründen das römische Heer für die Errichtung unterschiedlichster Bauvorhaben herangezogen wurde. Neben dem Rückgriff auf das Expertenwissen als Architekten, Ingenieuren und Landvermessern im Dienste des Reiches spielte dabei häufig auch die Zielsetzung eine Rolle, die vielen Soldaten in Friedenszeiten beschäftigt zu halten – nicht zuletzt um den drohenden Müßiggang vorzubeugen. In den folgenden Kapiteln bekommen die Leser dagegen einen Eindruck davon vermittelt, an welchen Bauwerken die römischen Soldaten häufig beteiligt waren. Hierzu zählen Kanäle und Aquädukte, Straßen und Brücken oder aber ihr Mitwirkung bei der Gründung und Errichtung von ganzen Kolonien und Städten. Ein eigenes Kapitel ist dagegen den Bauprojekten von Kaiser Trajan an der Donau gewidmet, die den Straßen-, Brücken- und Kanalbau miteinander vereinten, bevor es abschließend um den Einsatz des römischen Heeres in Bergwerken und Steinbrüchen geht, in denen die Soldaten nicht nur die unter oft unmenschlichen Bedingungen schuftenden Sklaven und Sträfliche bewachten, sondern bisweilen auch selbst mit anpacken mussten. Weitere Einzelheiten zu diesem Themenkomplex, die sich nicht den Kategorien des Bildbandes zuordnen lassen, wie etwa der 41 Meter hohe römische Leuchtturm in La Coruna im Nordwesten Spaniens, finden sich im ausführlichen Nachwort.

Wer sich für die technischen Einzelheiten des römischen Ingenieurwesens interessiert, wird mit dem vorliegenden Bildband eine große Freude haben. Dabei sind die farbenreichen Aquarellzeichnungen von Jean-Claude Golvin von außergewöhnlichem Nutzen, da sie nicht nur einen rein illustrativen Charakter haben, sondern auch eine wichtige Ergänzung zu den Ausführungen im Text darstellen. Doch auch die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge kommen im Buch nicht zu kurz. Denn die vielen schriftlichen Hinterlassenschaften, sie sich noch heute auf zahlreichen Bauwerken der Antike finden lassen, zeigen uns demonstrativ, dass die Bauwerke neben ihrem eigentlichen Zweck auch die wichtige Funktion inne hatten, die Größe des Römischen Reiches zu demonstrieren und das Prestige ihrer Herrscher zu steigern.

Die römischen Legionen eroberten und beschützten über viele Jahrhunderte hinweg ein Reich, das sich zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Kaiser Trajan von Schottland im Nord, dem Persischen Golf im Osten, den Weiten der Sahara im Süden und über die Iberische Halbinsel im Westen erstreckt hat. Doch ihre Rolle als Architekten des Imperiums ist heute nur wenigen bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass Gérard Coulon und Jean-Claude Golvin all jenen Männern ein Gesicht geben, die auf den Großbaustellen des Römischen Reiches schufteten und dabei Ingenieurleistungen vollbrachten, die selbst Bauvorhaben der Moderne mitunter in den Schatten stellen. Die zahlreichen Informationen sowie die farbenprächtigen Abbildungen des Bildbandes lassen eine nicht nur längst vergessene Vergangenheit wieder lebendig werden, sondern vermitteln auch ein faszinierendes Bild vom Alltag der Truppen abseits des Kriegsgeschehens. Ein Meisterwerk, das in seiner Gesamtheit überzeugen kann und von dessen Art es deutlich mehr Publikationen geben sollte.

geschrieben am 10.07.2021 | 790 Wörter | 4767 Zeichen

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