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Wahrheit und Gewalt


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Rezension von

E. Kneisel

Wahrheit und Gewalt Die Diskussion um die Zulässigkeit oder Rechtmäßigkeit von Folter taucht in der Geschichte immer wieder auf und wird in den letzten Jahren vor allem anhand des Falles von Wolfgang Daschner und den Bildern von Abu Graib und Guantanamo diskutiert. Dabei werden immer wieder die sogenannten „ticking-bomb“ Szenarien in den Mittelpunkt – „Ein einzelner bedroht die Gemeinschaft. Im Verhör können überlebenswichtige Informationen nur gewaltsam erpresst werden.“ – und die Frage aufgeworfen, ob es nicht gerade für solche Fällen eine Ausnahme der Regel geben müsste. Das Buch „Wahrheit und Gewalt – Der Diskurs der Folter in Europa und den USA“, herausgegeben von Thomas Weitin befasst sich mit der Diskussion um diese Frage ebenso wie mit der Geschichte der Folter und der Darstellung von Folter in der aktuellen Zeit. Dabei stehen Europa und Amerika im Blickpunkt der verschiedenen Autoren. Die Themen der Artikel reichen von historischen Entwicklungen und rechtlichen Fragestellungen bis zu Gewalt im medialen Kontext. Sie sind in drei Hauptbereiche untergliedert. Zunächst stellt das Buch die grundlegenden Betrachtungen zur Folter dar. Warum und wann wurde die Folter abgeschafft? Welche Argumente sprechen für die Folter und was ist eigentlich die genaue Definition? Der zweite Schwerpunkt liegt auf Europa. Dabei reicht das Spektrum der Informationen von der Martyrologie bis zur Folter in der Literatur der Romantik und in Filmen, wie zum Beispiel „Marathon Man“. Zum Schluss wird der Blick auf Amerika gerichtet. Die Geschichte des Lynchings, der Todesstrafe und der Lügendetektoren, die dort nicht grundsätzlich verboten sind, gehen der ganz aktuellen Geschichten über die Gefängnisse und den Zusammenhang von „Folter und Scham“ und einem Artikel über „Folter und Bestialität“ voraus. Die Einzelnen Beiträge sind alle in einem sehr gut lesbaren Stil verfasst und enthalten neben vielen Informationen auch Gedanken, die einen neuen Blick auf das Thema werfen. So wird zum Beispiel das Thema der – von einigen geforderten – gesetzlich erlaubten Rettungsfolter nicht nur anhand des Grundgesetzes diskutiert, sondern auch anhand praktischer Überlegungen: Folter führt nur dann effektiv zum Ziel, wenn sie keiner gesetzlichen Beschränkung unterliegt und der Gefolterte nicht weiß, was noch auf ihn zukommen kann. Hätte nicht außerdem eine solche rechtliche Grundlage für Folter im Notfall, nicht zur Folge, das Foltermethoden zu einer Grundlage in der Ausbildung von Polizisten gemacht werden müsst. Die Inhalte steigern in ihrer Intensität zum Ende des Buches hin. Während die Geschichte der Folter in Europa, auf Grund der zeitlichen Zusammenhänge, mit viel Abstand betrachtet werden kann, sind die jüngsten Bilder und Geschehnisse aus amerikanischen Gefängnissen sehr viel lebendiger und gehen direkt unter die Haut. Daher ist das Buch auch nichts für Leser mit schwachen Nerven. Gerade die psychischen Dimensionen, die durch Zitate und Bilder hervorgehoben werden, werden stark betont. „Wahrheit und Gewalt – Der Diskurs der Folter in Europa und den USA“ betrachtet die Diskussion und die Darstellung zum Thema Folter, auf wissenschaftlicher Basis, aus verschiedenen kritischen Blickwinkeln. Ein lesenswertes Buch, das trotz seines wissenschaftlichen Hintergrunds nichts für Leser mit schwachen Nerven ist.

Die Diskussion um die Zulässigkeit oder Rechtmäßigkeit von Folter taucht in der Geschichte immer wieder auf und wird in den letzten Jahren vor allem anhand des Falles von Wolfgang Daschner und den Bildern von Abu Graib und Guantanamo diskutiert. Dabei werden immer wieder die sogenannten „ticking-bomb“ Szenarien in den Mittelpunkt – „Ein einzelner bedroht die Gemeinschaft. Im Verhör können überlebenswichtige Informationen nur gewaltsam erpresst werden.“ – und die Frage aufgeworfen, ob es nicht gerade für solche Fällen eine Ausnahme der Regel geben müsste.

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Das Buch „Wahrheit und Gewalt – Der Diskurs der Folter in Europa und den USA“, herausgegeben von Thomas Weitin befasst sich mit der Diskussion um diese Frage ebenso wie mit der Geschichte der Folter und der Darstellung von Folter in der aktuellen Zeit.

Dabei stehen Europa und Amerika im Blickpunkt der verschiedenen Autoren.

Die Themen der Artikel reichen von historischen Entwicklungen und rechtlichen Fragestellungen bis zu Gewalt im medialen Kontext. Sie sind in drei Hauptbereiche untergliedert. Zunächst stellt das Buch die grundlegenden Betrachtungen zur Folter dar. Warum und wann wurde die Folter abgeschafft? Welche Argumente sprechen für die Folter und was ist eigentlich die genaue Definition? Der zweite Schwerpunkt liegt auf Europa. Dabei reicht das Spektrum der Informationen von der Martyrologie bis zur Folter in der Literatur der Romantik und in Filmen, wie zum Beispiel „Marathon Man“. Zum Schluss wird der Blick auf Amerika gerichtet. Die Geschichte des Lynchings, der Todesstrafe und der Lügendetektoren, die dort nicht grundsätzlich verboten sind, gehen der ganz aktuellen Geschichten über die Gefängnisse und den Zusammenhang von „Folter und Scham“ und einem Artikel über „Folter und Bestialität“ voraus.

Die Einzelnen Beiträge sind alle in einem sehr gut lesbaren Stil verfasst und enthalten neben vielen Informationen auch Gedanken, die einen neuen Blick auf das Thema werfen. So wird zum Beispiel das Thema der – von einigen geforderten – gesetzlich erlaubten Rettungsfolter nicht nur anhand des Grundgesetzes diskutiert, sondern auch anhand praktischer Überlegungen: Folter führt nur dann effektiv zum Ziel, wenn sie keiner gesetzlichen Beschränkung unterliegt und der Gefolterte nicht weiß, was noch auf ihn zukommen kann. Hätte nicht außerdem eine solche rechtliche Grundlage für Folter im Notfall, nicht zur Folge, das Foltermethoden zu einer Grundlage in der Ausbildung von Polizisten gemacht werden müsst.

Die Inhalte steigern in ihrer Intensität zum Ende des Buches hin. Während die Geschichte der Folter in Europa, auf Grund der zeitlichen Zusammenhänge, mit viel Abstand betrachtet werden kann, sind die jüngsten Bilder und Geschehnisse aus amerikanischen Gefängnissen sehr viel lebendiger und gehen direkt unter die Haut. Daher ist das Buch auch nichts für Leser mit schwachen Nerven. Gerade die psychischen Dimensionen, die durch Zitate und Bilder hervorgehoben werden, werden stark betont.

„Wahrheit und Gewalt – Der Diskurs der Folter in Europa und den USA“ betrachtet die Diskussion und die Darstellung zum Thema Folter, auf wissenschaftlicher Basis, aus verschiedenen kritischen Blickwinkeln. Ein lesenswertes Buch, das trotz seines wissenschaftlichen Hintergrunds nichts für Leser mit schwachen Nerven ist.

geschrieben am 12.02.2011 | 486 Wörter | 2824 Zeichen

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